Sonntag, 17. November 2013

Lueginsland Ausgabe Mai 1979


Augsburger Stadtmagazin Lueginsland / Ausgabe Nr. 5 / Mai / 1979
Inhalt:Gespräch des Monats mit Ignaz Walter / Das Glasscherbenspiel: Bericht über die Verwertung des Augsburger Altglases / Udo Lindenberg in Augsburg / Stadtnachrichten / Café Lueginsland mit dem Bayernkolleg-Lehrer Manfred Wrobel / Flirt-Rummel: Flirten auf dem Plärrer, u.a.








































Text zu Lueginsland Ausgabe Mai 1979

"Ich habe nicht gedroht".

Gespräch des Monats. Seite 7

Ein Spinner, ein verantwortungsvoller Städteplaner oder ein cleverer Bauunter­-nehmer? Fragen, die sich aufdrängen, an­gesichts des wirkungsvollen Engagements des Hauptaktionärs der Thosti AG,Ignaz Walter. Der Generalverkehrsplan der Stadt Augsburg ist ihm ebenso gut be­kannt, wie Mathematikbücher und Ga­ragenverordnungen. (Foto: Leitenmaier)

Das Glasscherbenspiel, Seite 13

Aktuelles Thema Recycling. Was mit den alten Flaschen passiert, die in die aufgesteilten Container plumpsen, schildert dieser Bericht von Anfang bis Ende. (Foto: LM)

Ein folgenschwerer Rückfall Seite 34

Die Sporthalle Augsburg wurde zum Dröhnland bei Udo Lindenbergs nicht aufgeführ­ter Symphonie. Ein Beleuchtungsmast knallte auf den empfindlichen Hallenbo­den (ein darauffolgendes Hallenhandball- spiel mußte ausfallen). Auch zwei Tage später mußte die Aufführung der aufwen­digen "Dröhnland Symphonie" aus Augs­burg fernbleiben. LUEGINSLA ND-Mitar­heiter Thomas Hammer‚ beschreibt exakt den Aufstieg und plötzlichen Fall von Udo "Dröhn-Bergs" Bühnensymphonie, Im Kulturmagazin: Kritiken vom Chet Baker- Ambros-und Marek und Vacek­Konzert. Eine Hermann Lenz-Buchbespre­chung, eine "Wildenten"-kritik und eine Kulturlandschaft, die überquillt vor Neu­igkeiten. (Foto: Leitenmaier)



Hermanstr. 3
In eigener Sache

Es gärt weiter. In der AZ-Sanierungsange­legenheit ist noch nicht völlige Ruhe ein­gekehrt. Hartnäckig klemmt sich der Bund der Steuerzahler e. V. hinter die fragwür­dige Umzugsfinanzierung der Augsburger Allgemeinen durch Bund, Land und Stadt aus Steuergeldern. Noch einmal: im Fe­bruar-Heft deckte LUEGINSLAND auf, daß die Lärmmessungen, die die AZ zu ei­nem städtebaulichen Mißstand erklären sollten, zumindest unkorrekt durchgeführt wurden. Absicht? Unter LESERBRIEFE können Sie lesen, was der Bund der Steu­erzahler uns schreibt und unter "In Eigener Sache" also hier, können Sie lesen, was OB Breuer an den Bund der Steuerzahler schrieb: ". .. würden Inhalt und Formulie­rung des von Ihnen zitierten Artikels durchaus die Möglichkeit bieten, Straf­antrag gegen die verantwortlichen Redak­teure zu stellen." Starke Worte. Bis jetzt haben wir aber von keiner Seite gesagt oder geschrieben bekommen, daß die be­treffenden Lärmmessungen nicht unkorrekt durchgeführt wurden.

Fast noch stärkere Worte als OB Breuer, ließ Thosti-Bos Ignaz Walter von sich hö­ren. "Ich habe nicht gedroht" verharm­loste der Vorstand des zehntgrößten Bauunternehinens von Deutschland. Daß er aber überhaupt nicht harmlos ist, zeigt unser "Gespräch des Monats" mit dem Mathematikbuchverleger und Tiefgaragen- planer. Dieses brisante Interview mit dem zur Zeit aktuellsten Mann Augsburgs dürfte in der Augsburger Presselandschaft Meilensteine setzen.

IN DER PRESSE

Zu unserem Bericht "Parkkauf umgeht Gesetze" im April-Heft

Großmarkt im Recht

Schwarzbau kann bleiben

Keine Chancen sieht die Stadt Augsburg, etwas gegen die Umwandlung des eigent­lich nur als Großhandelsmarkt errichteten Einkaufszentrums der Firma Holzer an der Berliner Allee zu unternehmen, das in­zwischen zu einem normalen Supermarkt umgewandelt und durch zusätzliche Bau­ten erweitert wurde. Das teilte Baureferent Friedrich-Hermann Stab mit. Er stützt sich dabei auf ein Urteil des Verwaltungs­gerichtshofs München, das in einem ver­gleichbaren Fall der gleichen Firma in In­golstadt Recht gab. Anlaß zur Resignation in Augsburg sei um so mehr, als hier im Gegensatz zu Ingolstadt sogar mehr als die erforderlichen Parkplätze angeboten wür­den. Ähnliche Fälle seien für die Zukunft dennoch ausgeschlossen, versichert Stab, der darauf hinweist, daß im Flächennut­zungsplan ohnehin keine weiteren Ein­kaufsflächen mehr vorgesehen seien.


Betriebsverlagerung der Augsburger Allgemeinen

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich komme zurück auf Ihre Anfrage vom 19.02.1979 In der vorge­nannten Angelegenheit und teile Ihnen dazu folgende uech Auff.emine uns rar Rechtsabteilung würden Inhalt und Formulierung de. von Ihnen zitierten Artikel. durchaus die MAglichlullt bieten, Strafantrag gegen die vantwortlichen kedektaure zu stallen. Irh hehe ...acerhst eon einer

solchen Maßnahme abgesehen, weil dle Gefahr der Wiederholung gering ist. Ich werde allerdings keinen Augenblick zögern.

alle möglichen Schritte zu ergreifen. im weitere Verunglimpfun­gen Reiner Person zu verhindern.

Zr Sache selbst übermittle ich Ihnen Ablichtungen der beiden Stadtratsbeschlüsse von 10.01.1979, die. wie Sie den Unterlagen entnehmen können, jeweils einstimmig gefaßt wurden. Aue den Be­gründungen ergibt sich. de4 die Verlagerung der Druckerei der Presse-Druck- und Verlags-GmbH aus den Anstedtbereich im Rahmen eines Langzeitprogrammes angeetrebt wird, weil de: Be­trieb die Nutzung 'wohnen. diesem fehletee In verschiedener Welse beeinträchtigt. Daß dl. Stadt Augsburg bei dieeem Vereumh der Sanierung eineu Alteteei.e.iches die Möglichkeiten de.

Städtebaufarderungsgeuettee aueschöpfen will Set sicher nicht nur Ionisch verständlich, senderan/2r jeden veungebewußten Kommunalpolitiker eine Verpflichtung. Wird dirantworte Maßnahme, wie be- antregt. in das Mtderprogramm des Bundes aufgenommen, würden

sich die Kosten für eine Sanierung des Getob:4kt.

iu anteil-

mäßig zu Je einen Drittel euf Bund. Land und Stadt Augsburg ver- teilen. Wie man unter dieses Umständen von einem Subventione- betrug sprechen kann, wenn eine Gemeinde gesetzlich ange‑

botene Finanzierungshilfen des Bundes und de. Landa. in An­spruch nehmen will, ist mir schlechthin unerfindlich. Auch von einer Verachleuderung von Steuergeldern kann wohl kaum geeprochen werdan. wenn diese Steuergelder dazu vendet werden sollen, die Wohngvalität In einem sehr etererwaktiven Innonstadtberelch Jan Ent. aaaaaa dar Bürger entecheidend zu vezbeseern.

Im übrigen ist Ihnen sicher bekannt, de6 alle Bandlengen des Oberbdrgerneietere und des Stadtratea der örtlichen und über­örtlichen Rechnungapzufung ebenso internegen wie der kritischen üs rtrg der Rechteaufeichtebehörden.

Ich hoffe, daß Ihnen mit diesen Secheusleintton gedient ist. Mit freundlichan Grüßen


LESER-BRIEFE


Zum Artikel "Bis zum Schwarzwerden" LUEGINSLAND 3/79

LUEGINSLAND — klauen?

Liebe Lueginsland-Redaktion,

gestattet mir den Hinweis, daß Euer Mit­arbeiter bei seinem sechsstündigen Schwarzfahrertest legal keineswegs DM 30,80 für Fahrscheine zu zahlen ge­habt hätte, wie er vorrechnet. Schließ­lich gibt es in Augsburg eine günstige (und nicht erhöhte!) Tageskarte für DM 4,—, was wohl doch wesentlich billiger ist als 20 Mark, wenn man beim Schwarzfah­ren erwischt wird.

Zu seinen Gunsten nehme ich an, daß Euer Testfahrer eine solche Karte in der Tasche hatte. Wenn nicht, wäre er damit nämlich auf Kosten der übrigen (zahlenden) Fahr­gäste und Steuerzahler spazierengefahren. Das wäre dann ungefähr das gleiche wie wenn man aus den neuen Lueginsland- Ver­kaufsständern ein Exemplar entnimmt, ohne die 1,50 zu berappen — in der An­nahme, daß das ja die anderen Leser tun und so die Zeitung finanzieren.

Aber wie gesagt: Sicher hatte Euer Test­fahrer eine Fahrkarte!

Herbert König

Dipl. oec.

Stadtrat



Untersuchung abwarten

Der Oberbürgermeister der Stadt Augs­burg hat uns auf unsere Anfrage das in Ab­lichtung beiliegende Schreiben vom 12.3. 1979 zugeleitet. Wir bitten, hiervon um Kenntnisnahme.

Ergänzend wird auf die beiliegenden Be­schlüsse des Stadtrates vom 10.1.1979 und den Bericht des Stadtplanungsamtes vom Dezember 1978 hingewiesen.

Wir haben auch die Regierung von Schwa­ben als Rechtsaufsichtsbehörde gebeten, die Angelegenheit zu untersuchen. Das Ergebnis dieser Untersuchung wollen wir zunächst abwarten.

BUND DER STEUERZAHLER IN BAYERN E. V.

Holger Hass

(Landesgeschäftsführer)


STADTNACHRICHTEN

Truppen sind in der Stadt. Die Bautrup­pen, die in sieben Bauabschnitten die Bürgermeister-Fischer-Straße mit 200 Tonnen Pflastersteinen in eine Fußgän­gerzone umwandeln. "Bis jetzt läuft alles planmäßig" teilte der örtliche Bauchef Heckel LUEGINSLAND mit. Den einzi­gen Ärger gab es nur durch den von Bag­gern und Bulldozern aufgewirbelten Staub der sich auf die ausgestellten Schuhe in die umliegenden Schuhläden legte. Ein Spritzwagen sorgt an sonnigen Tagen für Staubfreiheit. Stadtbaumeister Steh ("Jetzt können wir gleich durch Zählun­gen beobachten, wie sich das Durchfahr- verbot auswirkt") lassen die befürchteten Staus durch eine ausgeweitete Fußgänger­zone von Bahnhof bis Merkurbrunnen kalt: "Staus wird es immer wieder geben. Damit ist keine Staus mehr gibt, müßten wir ein Drittel von Augsburg abreißen . . ." Gleichzeitig mit dem siebten Bauab­schnitt soll an der Moritzkirche eine Schrannenhalle entstehen. Zu den Tiefga­ragenplänen (siehe auch LUEGINSLAND­Gespräch des Monats mit Thosti-Boß Walter) von Thosti meinte Stab: "Die (Tiefgarage) paßt nicht in den Gesamt- verkehrsplan und paßt uns nicht." "Er­wägenswert" dagegen fand Stab die Pläne von Pfister/Engel, die unter dem Stadt­markt eine Tiefgarage entstehen lassen wollen. Eine Trägergesellschaft aus Mün­chen soll schon da sein. Positive Zeichen für das Augsburger Jahrhundertprojekt?AL

Herzlichen Glückwunsch. Aber bitte kein Jubel

Unter diesem Motto findet am Dienstag, dem 22. Mai, um 20 Uhr im Saal des Ge­werkschaftshauses, Schaezlerstraße 13 eine Geburtstagsfeier zum dreißigjährigen Be­stehen des Grundgesetzes statt. Veranstal­ter sind die Jungsozialisten und die Jung­demokraten Augsburg. (Pressetext: Gemeinsam geht's besser') Ohne Prominenz aber mir Kabarett und Liedern will man diskutieren, Fragen stellen, zuhören. Gi­tarren und Gedichte können mitgebracht werden. Vielleicht ein Geburtstagskuchen mit 30 Kerzen?

Stadtratsbeschlüsse vom 4.4.1979

Die Stadt beteiligt sich an der Fernsehsen­dung "Allein gegen alle". Kosten ca. 40.000 Gewerb1.-technische Bildungsstätte an der Ulmer Straße / Vollzug des Stadtratsbeschlus­ses vorn 27.9.1979 über eine Beteiligung der Stadt Augsburg

Abbruch des Rückgebäudes im Anwesen Ja­koberstraße 55

Bebauungsplan Nr. 244 für das Gebiet nörd­lich der Daucherstraße

Sanierung von Räumen und Neubau einer Hausmeisterwohnung in der Volksschule Kappeneck (Planung)

Einziehung eines Teiles des Gehweges vom Bourges-Platz zur Wertachbrucker-Tor-Straße Teilweise Einziehung der Windprechtstraße Teilweise Einziehung und Umstufung der Zedlitzstraße

Einziehung des öffentlichen Feldwegs "Sack­weg an der Hofackerstraße"

Teileinziehung der Schöpplerstraße

Wichtige Punkte

Ihren bayerischen Landesverbandstag hielt der Reichsbund der Kriegsopfer, Behinder­ten, Sozialrentner und Hinterbliebenen (100.000 Mitglieder) vom 18. bis 22. April mit Landesvorsitzendem Wilhelm Keck im Kongreßzentrum Augsburg ab. Wich­tige Punkte der 250 Delegierten waren unter 32 eine gesetzliche Meldepflicht für Behinderte, Errichtung von Rehabilita­tionszentren, für besondere Arten von Be­hinderungen, Verpflichtung von Beauftrag­ten für die Rehabilitation.

Sorge bereitet dem Reichsbund die um 16 % auf 742 angestiegene Arbeitslosen­zahl der Behinderten in Bayern. Wilhelm Keck forderte die öffentliche Hand solle mit gutem Beispiel vorangehen und das gesetzliche Soll von 6 % beschäftigter Be­hinderter in einem Betrieb zu erreichen versuchen.

Die Frauen im Reichsbund machten sich mit einem "Frauenpolitischen Programm" stark. Sie fordern zu stärkerem Engagement der Frau, Gesundheitsvorsorge, Stellung der Frau in der Gesellschaft, Völkerver­ständigung und Abrüstung.

Staatsminister für Arbeit und Sozialord­nung Dr. Fritz Pirkl in seinem Grußwort: "Der Reichsbund ist zu einer echten Schicksalsgemeinschaft geworden." WS Wer kein Auto hat kann sich seit 13.4.1979 mit der Omni­buslinie 32 zum Tiergarten fahren lassen. • Auf Drängen von Zoodirektor Dr. Mi­chael Gorgas richteten die Verkehrsbetriebe die Linie Bahnhof — Tiergarten ein. Der Bus verkehrt werktags stündlich, und sonn- und feiertags halbstündlich. Werkreferent Zimmermann und Verkehrs­betriebechef Weiland rechnen für die Linie mit 7 5.000,— DM Defizit.

Nulltarifaktion der VGA und des ADAC abgeschlossen

Von den 2000 Probefahrers die für 14 Tage das Auto in der Garage stehen lies­sen, haben 776 ihren ausgefüllten Frage­bogen zurückgeschickt. Jeder der 776 Straßenbahnfahrer stieg durchschnittlich 11 x in Bus oder Tram. 95 % der Rück­sender fanden den Autofahrer-Test gut. 4 % meinten, daß der Test überflüssig sei. „Ein minimaler Prozentsatz" sprach sich für den Nulltarif aus.

Der Haken an der Aktion: Sie ist nicht repräsentativ.

Kleines Vermögen, große Wirkung

Damit "alte Leute lange selbständig in ih­ren Wohnungen verbleiben können", bit­tet CSU-MdL Albert Schmid den bayeri­schen Sozialminister Dr. Fritz Pirkl, bei den Gesprächen zwischen Bundesregierung und den Ländern über den Entwurf einer 4. BSHG-Novelle, sich für eine Erhöhung der Freigrenze von kleinen Vermögen von 1.500,— DM auf 3.000,— DM emporzu­schrauben. Laut Schmid hat der Arbeits­kreis "Ältere Bürger" bei der Stadt Augs­burg einen solchen Änderungsantrag dis­kutiert und bittet den Minister ebenfalls um Unterstützung für die Änderung der Freigrenze.

Stimme verschlagen

Mahnend schreibt Horst Heinrich (SPD und MdL) an Staatsminister Jaumann (CSU): " ... die Vorfälle in Harrisburg haben gezeigt, daß dem verbleibenden Restrisiko bei der Betreibung von Kern­kraftwerken ein höherer Stellenwert zu­zumessen ist ..." Heinrich weist darauf hin, daß die Stadt Augsburg den Atom­kraftwerkstandort "nicht zuletzt deshalb ablehnt, weil es unmöglich ist, im Falle eines schweren Reaktorunfalls mit ato­marer Verseuchung die Bevölkerung der Stadt Augsburg zu evakuieren." Bemer­kenswert ist in diesem Atom-Zusammen­hang noch, daß Stadtrat und Stadtwerke­chef Zimmermann erst letztens für ein Atomkraftwerk in Rehling gestimmt hat.

Gemein

"Keine Anhaltspunkte" gibt es laut Ver­kehrsbetriebechef Weiland, von LUEG­INSLAND befragt nach den Kartenauto­matenverklebern, die sprallel zu den Fahrpreiserhöhungen der VGA ab 1. April rund 70 der 79 Fahrscheinautomaten zu­klebten. Die Stadtwerke stellten Anzeige gegen Unbekannt. Ob dieselben Personen beteiligt waren, die letztes Jahr eine "Null­Tarif-Kampagne" mit kopierten OB-Brie­fen initiierten, will Weiland "nicht schlies­sen"

Weiland sah auch keinen Anlaß, Fahrgäste, die keinen Streifen aus den verklebten Fahrscheinautomaten bekamen umsonst fahren zu lassen: "Wir haben über 63 Ver­kaufsstellen, wo Fahrgäste ihre Karten kau­fen können." Außer dieser "Protest-Ak­tion" ist Verkehrschef Weiland über Preis- Beschwerden nichts bekannt.


Schwach vertreten

„Fahren Sie doch lieber nach Dresden" mußte sich Dieter Neusser (F.D.P.) sagen lassen, als er zur 1. Liberalen Bürgerfahrt am Samstag, dem 7. April nach Dachau ei einlud. Angeregt durch die Holocaust-Dis­kussionen konnten Interessierte gratis das Konzentrationslager Dachau und das dazu­gehörige Museum besichtigen. Verwunder­lich war, daß von den 50 Busgästen die Mehrzahl der Kriegsgeneration angehörte.

Ganz hart

Neuwahlen gab es beim Bund der Steuer­zahler in Bayern e. V., Regionalverband 27 (Augsburg-Stadt). Bisheriger Vorsitzender dieses Regionalverbandes war Dr. Alfred Wöhl. Zum neuen Vorsitzenden wurde Rolf Kartmann, zum 2. Vorsitzenden Hel­mut Ebert gewählt. Ganz hart wandte sich Kartmann gegen die Absicht von CSU und SPD, daß Augsburg, kaum mit einer Sen­kung der Gewerbesteuer rechne. "Un­glaubliche Zustände" wurden im Schlacht­hof festgestellt, "nach dem Umbau fließe seit einem halben Jahr das Blut und andere zerkleinerte Abfülle in die Kanalisation."

Etwas Böses

Nachdem die Vereinten Nationen das Jahr 1979 zum "Jahr des Kindes" erklärt ha­ben, hat das Jugendamt der Stadt Augs­burg neben den üblichen Förderungsbe­mühungen für Kinder im April Film- und Diskussionsveranstaltungen durchgefiihrt. Am Mittwoch, dem 2. Mai, wird die Dis­kussion um 19.30 Uhr in der Stadtbüche­rei mit dem Film "Ehrgeiz der Eltern bei der Erziehung" weitergeführt. "Da gibt's Kinder, die werden mißhandelt. Tatsäch­lich? Tatsächlich!" oder "Lieber helfen statt schweigen. Kinderleid nimmt ständig zu" oder "Kindsmißhandlung heißt nicht nur schlagen" steht auf den Plakaten, die auf das traurige Kapitel der Kindsmißhand­lungen hinweisen sollen und am 14. Mai in Augsburg gestartet wird. Jeder interessierte Augs-Bürger kann sich im Stadtjugendamt ein solches Plakat holen und dort anbrin­gen, wo er es für nötig hält.


GESPRÄCH DES MONATS
mit dem Vorstand der Thosti AG Ignaz Walter






"Ich habe nicht gedroht"


Zu diesem Interview:

Markige Worte von Personen, die im öffentlichen Leben stehen, hören Journalisten höchst selten. Allzuoft werden harte Tatsachen und unfaire Attacken in "Presse-verträglichen" Worten verpackt. Nicht so lgnaz Wal­ter. Nicht nur aus dokumentarischen sondern auch aus exemplarischen Gründen haben wir den unfrisierten

Teil des Interviews vollständig ge­druckt. Exemplarisch deswegen, weil es aufzeigt, was der Selfmademan lgnaz Walter von Journalisten hält, die nichts von ihm halten.

lgnaz Walter, 42, bis 1973 Vorstand sei­ner „Universalbau Walter GmbH" in 1Derching, seit März 1978 mit 57,29 % Anteil,Hauptaktionär bei der Thosti AG (zweiter Hauptaktionär ist Leonhard Moll GmbH und Co. mit 40 ü, am 10­Millionen-Aktien-Kapital). Der Bürger Ignaz Walter brachte über Zeitungsinse­rate seine „Jahrhundert-Idee" unter das Volk: Tiefgaragen unter der Maximilian­straße. Ein Spinner, ein verantwortungs­voller Städteplaner oder ein cleverer Bau-Unternehmer? LUEGINSLAND besuchte den Unternehmer zu einem Interview.

LUEGINSLAND: Auftritte im Funk, Fernsehen und nicht zuletzt in der regio­nalen und überregionalen Presse haben Sie zu einer bekannten Person gemacht. Durch selbstbezahlte Anzeigen in der Augsburger Allgemeinen und eigene Plä­ne haben Sie auf ungewöhnliche Weise am kommunalpolitischen Rad in Augs­burg mitgedreht. Sie sind kein Profi im politischen Geschäft. Wollen Sie es noch werden?

Walter: Nein.

LUEGINSLAND: Andere Unternehmer in vergleichbarer Position sind mit der Unternehmensführung voll ausgelastet. Ignaz Walter gibt munter Pressekonfe­renzen, arbeitet freiwillig Pläne aus, schreibt ein Mathe-Buch und macht ein bißchen Politik. Übernehmen Sie sich nicht?

Walter: Da müßten Sie zunächst einmal mich kennen. Sie kennen mich wahr­scheinlich nicht, und wenn Sie mich nä­her kennen würden, dann würden Sie auch begreifen, was der da macht und warum der das macht und daß sich der mit Sicherheit nicht übernimmt.

LUEGINSLAND: Der Umsatzzuwachs im bundesdeutschen Baugewerbe betrug 1978 10,3 % (nicht preishereinigt. Die Redaktion). Hat die Thosti AG ihr ange­peiltes 9%-Wachstum wahrgemacht?

Walter: Von 9 % ist mir überhaupt nichts bekannt.

LUEGINSLAND: Die Rede war damals von einer Steigerung von 360 Millionen auf 400 Millionen ..

Walter: Ich kann nur nochmals sagen, daß mir von 9 % überhaupt nichts bekannt ist, weil wir nie irgendeine Zahl gesagt haben. Wir sind keine Umsatzdenker, auf dieses Glatteis würde wirklich bloß ein Dummer gehen.

LUEGINSLAND: Sie haben auch nicht auf 400 Millionen erhöht?

Walter: Wir denken nicht in Umsatz!

LUEGINSLAND: An welcher Stelle steht Thosti/Moll als Bau-Kooperation in der Rangliste der Bauriesen der BRD, jetzt — nach dem Ausscheiden von Beton- und Monierbau?

Walter: Unter den ersten zehn.

LUEGINSLAND: Und wie hoch schlägt dabei für Thosti das Auslandsgeschäft zu Buche?

Walter: Zur Zeit etwa mit 4 oder 5 Pro­zent.

LUEGINSLAND: Neben dem Augsbur­ger Werk blühen Thosti-Ableger in Mün­chen, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Nürn­berg und Aschaffenburg. Wieviele Thosti­Mitarbeiter waren 1978 in Augsburg be­schäftigt?

Walter: Wir haben in Augsburg eine Nie­derlassung und wir haben in Augsburg ein Fertigteilwerk, das sind zwei paar Stie­fel.

LUEGINSLAND: Und wieviel Mitarbei­ter sind in den beiden Betrieben beschäf­tigt?

Walter: Ca. 1300 bis 1400.

LUEGINSLAND: Aus dem Lechhauser Fertigteilwerk bezieht die Bundesbahn einen Großteil ihrer Spannbetonschwel­Ien .

Walter: Das ist nicht ganz korrekt. Einen Teil nur .. .

LUEGINSLAND: Und den zweiten Teil wohl aus Hamburg?

Walter: ... es sind drei weitere Liefer­werke.

LUEGINSLAND: Trotz der üppigen Auf­tragslage dringen Klagen aus den Reihen der Schwellenwerker nach draußen. Sie betreffen nicht den Lohn, sondern die Be­gleitumstände am Arbeitsplatz: eindringendes Regenwasser, schlechte Belüftung, Uraltwaschgelegenheiten, teures Privatkantinen-Essen und vor allem der Lärm, der stellenweise permanent die Schmerzgrenze übersteigt. Den Arbeitern rinnt schon mal Blut aus den Ohren. Bereitliegende Kopfhörer wer­den nicht aufgesetzt, weil sich in ihnen Schmutz und Schweiß verschmieren und weil sie die Wahrnehmung von Zurufen und Warnsignalen vereiteln. Der Betriebs­rat bedauert: „Nichts zu machen". Hat er das von Ihnen? Kennen Sie das Schwel­lenwerk überhaupt von innen?

Walter: Ich war einmal im Schwellenwerk, seit ich da bin. Außerdem mal als Berufs­schüler im Schwellenwerk bei einer Be­sichtigung. Laut ist es ganz sicher. Ich muß diese Leute bewundern, die dort ar­beiten. Das ist Wahnsinn.

LUEGINSLAND: Ein Mittagessen kostet im Schwellenwerk weit über 5,— DM.

Walter: Ich würde das ja liebend gern ab­schaffen. Dort sind nämlich Frauen draus­sen, die manuell in Töpfen und so weiter kochen. Das ist ein unmöglicher Fall. So kann man doch heute keine Kantine mehr betreiben. Herr Schabert (Betriebsleiter des Schwellenwerkes. Die Red.) sagte mir: „Wenn Sie das abschaffen, dann kreiden Ihnen die Leute das an, das ist unsozial, wenn man den Arbeitern diese Frauen wegnimmt."

LUEGINSLAND: Die Leute wollen also den Preis akzeptieren und dafür ein g'standenes Mittagessen auf den Tisch?

Walter: Ja, das wollen sie. Aus den Koch­töpfen, obwohl das für Thosti eine völlig unrentable Sache ist.

LUEGINSLAND: Anderes Thema: In letzter Zeit scheint es unter den Augs­burger Firmenchefs Mode zu werden, die Stadtväter mit Abwanderungsabsichten zu erschrecken, um so Vorteile für den Betrieb herauszuschlagen. Sie, Herr Wal­ter, drohten auch damit, als man Ihnen an der Stadt grenze zu Gersthofen wegen Ih­rer Lagerhalle dort aufs Dach steigen wollte. Das war doch ein Schwarzbau, oder nicht?

Walter: Nein, das muß ich jetzt aufklä­ren. Ich bin hierher gekommen und habe festgestellt, daß Thosti einige Probleme hat. Eines davon war die Tatsache, daß man sich nach einem neuen Lager und Bauhof umschauen sollte, weil das Gerst­hofer Gelände von der Stadt nicht mehr geduldet wird. Ich habe nicht gedroht, das ist eine Fehlinterpretation, ich habe nur die Wahrheit gesagt. Ich habe mit Herrn Wohlfahrt (Bürgermeister von Kö­nigsbrunn. Die Red.) verhandelt und mit Herrn Meichelböck (Stadtbaumeister von Gersthofen. Die Red.). Der Grund allein hätte mindestens 8 Millionen DM gekostet, mit Gebäuden wäre das auf mindestens 20 Millionen gekommen. Das könnte Thosti gar nicht verkraften. Folg­lich sagten wir uns, wenn wir dort unten nicht bleiben dürfen, dann ziehen wir uns auf das Recht zurück. Die Stadt Aies­burg müßte uns quasi aussiedeln, wie man einen Bauernhof aussiedelt. Genau der gleiche Dreck wie bei der AZ.

LUEGINSLAND: Die Auftragssteigerung in der Baubranche kam in vergangenen Jahren aus dem Wohnungsbau. Thosti Augsburg scheint dagegen mehr auf Tief­bau zu setzen — wir stehen ja auchmitten im Parkhaus — und Tiefgaragenboom —. In welcher Höhe wurden im vergangenen Jahr städtische Gelder im Augsburger Thosti-Geschäft verbetoniert?

Walter: Das kann ich aus dem Handgelenk nicht sagen.

LUEGINSLAND: Wenigstens ungefähr?

Walter: Ich schätze, daß wir entsprechend unserer Größe den Anteil am städtischen Investment haben, der uns zusteht. Nicht mehr und nicht weniger als andere Fir­men bezogen auf ihre Größe.

LUEGINSLAND: Aber der Löwenanteil kommt doch wohl von der öffentlichen Hand?

Walter: In Augsburg nicht, aber bundes­weit ja.

LUEGINSLAND: Die Steuerabgaben fließen atso auf diesem Wege schon wie­der in's Unternehmen zurück?

Walter: Ja.

LUEGINSLAND: Ihr Vorstoß in die Augsburger Parkhaus-Landschaft löste in der Thosti-Chefetage sicher Applaus aus. In der Öffentlichkeit ziehen dagegen andere Argumente. Stadtbaumeister Stab hält Ihre Ausfüh­mngen „in vielen Details für unrealistisch". Ein für die Autofahrer bedeutendes Detail ist die Parkgebühr. Realistisch ist, daß bei zu hoher Parkgebühr die Parkgarage nicht angenommen wird. Sie sprechen von „vernünftigen Preisen". Was verste­hen Sie darunter?

Walter: Sie wissen ja, daß wir das Schaez­ler-Parkhaus bauen. Wenn Sie den Background von diesem Parkhaus kennen, dann wissen Sie mehr. Es war so, daß die Augsburger Kaufmanns­schaft, vorsichtig ausgedrückt, einst for­muliert hat: „Wir brauchen im Zentrum eine Tiefgarage oder ein Parkhaus. Man sollte zusammengehen und gemeinsam ein Parkhaus bauen." Sie hat dann Thosti mit dazugeholt als die Firma, die da beratend und tätig mit zur Seite stehen kann. Die Stadt war sehr angetan. Thosti hat das ganze Konzept gemacht, die Konstruktion, den Preis. Als dann der Vertrag auf dem Tisch lag, den jeder hätte unterschreiben sollen, da war Thosti plötzlich allein. Keiner mehr da!

LUEGINSLAND: Die Stadt?

Walter: Die Stadt war nur beratend und unterstützend tätig gewesen, hat sich aber dann an uns gewandt: „Jetzt seid Ihr so­weit vorgestoßen, laßt Ihr es nicht auch noch fallen. Sie hat die Thosti mehr oder weniger dazu überredet . Nun macht Thosti auf eigene Faust die Tiefgarage. Wir zahlen alles, wir machen alles! Da ist keiner da.

LUEGINSLAND: Was wird der Autofah­rer berappen müssen?

Walter: 50 Pfennig die Kurzzeitparkplätze ind eine Mark die anderen Parkgebühren, edenfalls die billigsten Parkgebühren, die über in Augsburg da waren. So würde es auch in der Maximilianstraße zu machen sein, nur müßte man verhire tern, daß die Geschäftsleute wieder ab- erringen. Ich wurde diesmal die Leute ent­prechend vertraglich binden. Die Maxi­ailianstraße könnte, das ist keine Über­reibung, ich kann es belegen, finanziert /erden:
a) mit Zuschüssen, die als Mietvoraus­zahlungen von den Geschäften kom­men
b) Zuschüsse vom Land im Rahmen einer Städtesanierung. Jaumann hat es ver­sprochen.
c) Zuschüsse von der Stadt, die die Stadt über das Land zum Errichten von Ga­ragen erhält.

Somit würde diese Tiefgarage mit einem Minimum-Anteil der Stadt Augsburg zu finanzieren sein.

LUEGINSLAND: Wobei Sie von den Kosten ausgehen, die Sie selbst errechnet haben, jene Kosten von denen Stadtbau­meister Stab sagt, sie müßten doppelt so hoch ausfallen . .

Walter: Ich habe dem Herrn Stab und einer ganzen Truppe die Berechnung mei­ner Preise gegeben. Ich habe zu Herrn Stab erst neulich gesagt: „Herr Stab, sind Sie vorsichtig! Wenn Sie nochmal so et­was von sich geben (Stab sagte im Bayeri­schen Rundfunk, wenn er (I. Walter) für diese Preise garantiere, könne er schon morgen mit den Arbeiten beginnen. Die Red.), dann schicke ich Ihnen übermor­gen eine Auftragsbestätigung. Ich mache das! Sie werden doch nicht glauben, daß ich Preise von mir gebe, auf die mich jede halbe Stunde einer festnageln kann.

LUEGINSLAND: Mehr als die Hälfte der Parker in der Maximilianstraße sind Dauerparker, die in dieser Straße oder den anschließenden Citystraßen beschäftigt sind. Ihnen kann ohne Schaden für das angesprochene Quartier eine Parkmöglich­keit außerhalb der Altstadt zugewiesen werden. Demnach bleibt ein echter Be­darf von etwa 200 Stellplätzen für Kurz­parker übrig. Das sind Daten aus For­schungsergebnissen der Uni Augsburg („Die Maximilianstraße" Reihe Sozio­graphische Hefte" des Lehrstuhls für Sozial- und Wirtschaftsgeographie. Paul Kieser Verlag Augsburg. Die Red.) Woher stammen Ihre Bedarfszahlen, nach denen Sie 880 bis 2640 Stellplätze veran­schlagen?

Walter: Man braucht kein intellektueller Mensch zu sein, um das festzustellen: Nehmen Sie 200 Autos aus der Innen­stadt heraus, ob Sie das überhaupt mer­ken? Aus dem Verkehrsplan der Stadt Augsburg stammen meine Zahlen. Ich habe eine Analyse dieses Verkehrsplanes und Sie schnallen ab, wenn Sie das lesen. Bisher war ich der Meinung, die Maxiini­lian-Parkgarage stünde im Gegensatz zum Verkehrsplan, aber dieser sagt ja längst aus, daß man zentrale Parkhäuser bauen muß. Lediglich als Ergänzung sollen Park­häuser an der Peripherie gebaut werden. Der Generalverkehrsplan verlangt zentrale Parkhäuser.

LUEGINSLAND: Wir haben das im Ge­neralverkehrsplan nicht gefunden.. •

Walter: Steht eindeutig drin!

LUEGINSLAND: Wo bitte?

Walter: Da schauen Sie. Es steht unter anderem drin: „Durch die Anlage von Park-and-ride-Plätzen ist im Außenbereich der Stadt ein gewisser, wenn auch gerin­ger Teil des Parkbedarfes abzudecken. Wichtig ist eine zusätzliche Aktivierung der Park-and-ride-Plätze durch die Anlage von Tankstellen, Verkaufsständen etc."

LUEGINSLAND: Das haben wir auch ge­lesen, aber von einer konkreten Stellplatz- Zahl in der Innenstadt ist nicht die Rede. Es sieht also so aus, als wollten Sie den Einkaufsverkehr von den bestehenden und projektierten Parkhäusern weg über den Milchberg unter die Maximilianstras­se locken — nach dem Motto: Angebot schafft Nachfrage. Sollten gar noch PKW- Fahrer dazustoßen, die jetzt noch vor den Toren der Stadt in den großen Einkaufs­märkten haltmachen? Denn Beobachtun­gen bei Zählungen haben ergeben, daß in der Maximilianstraße, selbst im Bereich des Moritzplatzes, heute nur wenige Ein­kaufskunden aus der City parken.

Walter: Der Gesamtverkehrsplan sagt klar aus, man soll in der Innenstadt die Blechlawine in Parkhäuser verstauen, Die Stadt soll demnach Parkraum zur Verfü­gung stellen.

LUEGINSLAND: Das tut sie doch.

Walter: Sie stellt ihn zur Verfügung west­lich der Fuggerstraße, das Schaezlerhaus und am Bahnhof noch etwas — ich meine, das reicht aus. lind östlich der Fuggerstras­se? Das Ernst-Reuter-Haus, das Parkhaus in der Ludwigstraße und damit hat sich's!

LUEGINSLAND: Und an der Vogel­mauer?

Walter: Noch nicht. Das an der Vogel­mauer ist meiner Meinung nach nur ein Parkhaus für Bürger, die in der Altstadt wohnen. LUEGINSLAND: Als solches ist es doch wohl projektiert? Walter: Nein!

 LUEGINSLAND: Die Bürgerinitiative fordert es für sich und soll es auch be­kommen

Walter: Ja, gut. So ist es aber nicht von der Stadt gedacht, das muß man wissen. Von der Stadt ist gedacht, daß dieses Parkhaus von Innenstadt-Besuchern ge­nutzt wird, die mit dem öffentlichen Ver­kehrsmittel den Rest des Weges zurück­legen. Das findet mit Sicherheit nicht statt. Einer der in die Stadt will, der fährt wieder in die Altstadt zum Parken,

LUEGINSLAND: Wegen der zweihun­dert Meter?

Walter: Die Stadt hat es selbst bewiesen: Das Plärrergelände und das Siemensge­lände sind doch nicht angenommen wor­den, trotz kostenloser Bus-Fahrt in die City.

LUEGINSLAND: Eine andere Sache ist, daß vor allem die Frauen Großgaragen, die nicht überschaubar sind, meiden.

Walter: Ja, das habe ich gehört. Das sind Einzelfälle, so viele Parkplätze bleiben außerhalb der Tiefgarage bestehen, damit die paar Frauen unterkommen. Man müßte sie zum Psychotherapeuten schic­ken, aber das kann man nicht machen. Die Masse geht jedenfalls hinunter.

LUEGINSLAND: Das „Schächterle-Gut­achten", Stand 1979, kommt zu dem Er­gebnis: „Eine Schließung der Durchfahrt durch die Maximilianstraße in Höhe Mo­ritzplatz ist zur Zeit nicht zu empfehlen". Das widerspricht klar Ihrer Konzeption, den Einkaufsbummlern dort eine Fuß­gängerzone zu Füßen zu legen.

Walter: Nicht im Sinne einer Fußgänger­zone wie in der Annastraße. Die Straße soll blechfrei werden und natürliches Le­ben erhalten: Bänke, Spielplätze, Bäume, Sitzanlagen um die Brunnen, eine „Klage- Mauer", für die Bevölkerung, an der sich jeder über seine Probleme auslassen kann.

LUEGINSLAND: Und wenn dann politi­sche Gruppen alles zuplakatieren?

Walter: Da kann man drüberkleben. Das ist für mich Demokratie, so können sich die Leute abreagieren.

LUEGINSLAND: Bei unserem Gespräch fällt auf, daß der öffentliche Personen­nahverkehr als wichtigste Stütze .. .

Walter: ... das ist nicht die wichtigste Stütze!

LUEGINSLAND: . .. bis jetzt noch nicht!

Walter: Das ist verkehrt! 60 % des Nah­verkehrs bestreitet der Individualverkehr.

LUEGINSLAND: Das ist der status quo, da geben wir Ihnen recht. Sollten wir nicht versuchen, das abzubauen?

Walter: Ja, das sollte man schon versuchen, aber da müssen Sie den Menschen ändern und das schaffen Sie nicht, das schaffe ich nicht, das schafft niemand.

LUEGINSLAND: Aber in anderen Städten funktioniert es, wenn das entsprechende Angebot da ist.

Walter: Sie können Augsburg nicht vor­werfen, daß es keine U-Bahn hat.

LUEGINSLAND: Wäre das nicht eine Aufgabe für Sie, auch einmal Pläne für den Schienennahverkehr auszuarbeiten?

Walter: Nein, wenn ich damit komme, un­terstellen mir die Leute zu Recht, daß ich ein Geschäft machen will. Für Thosti ist doch mein Engagement in Sachen Maxi­milianstraße negativ, das ist doch klar,

LUEGINSLAND: Jedenfalls können Sie sich nicht für Straßenbahnen erwärmen?

Walter: Ich kann der Stadt Augsburg nicht etwas auferlegen, was ich ihr nicht zumu­ten darf. Sie hat Schulden und muß schau­en, daß sie über die Runden kommt. Stras• senbahn hat sie ja. Wo sie unrentabel ist, wurde sie abgeschafft. Die 6-er Linie war doch nur ein Verkehrshindernis. (Entlang der Friedberger Straße. Die Red.)

LUEGINSLAND: Damals, —heute bräuch• te man sie wieder.

Walter: Ja, vielleicht. Das weiß ich nicht.

LUEGINSLAND: Nicht nur den Stadt­planern geben Sie Nachhilfe, seit neuesten auch den Mathematikschülern. Ihre zwei­te „Jahrhundert-Idee"?

Walter: Ein Nachhilfe-Buch in Mathema­tik hat es bisher nicht gegeben. Und ich sage es mit Stolz: Meines ist supergut!

LUEGINSLAND: Es gab auch Kritik.

Walter: Wenn jetzt so Scheiß-Schmierer kommen und so tun, als hätte ich verheim licht, daß ich hundert andere Bücher dazu verwendet habe, dann ist das schlechthin nicht nur ein mieser Stil, sondern eine Sauerei.

LUEGINSLAND: Welche Schmierer?

Walter: Das habendie Zeitungen gemacht. Der Augsburger dpa-Mann, ich kenne ihn nicht, ich habe ihn noch nie gesehen, der hat mich nur angerufen. Der hat alles ins­zeniert: Diese Sau, diese dreckige.

LUEGINSLAND: In welcher Zeitung?

Walter: Nicht in Augsburg, aber außer­halb hat er seinen Dreck verzapft. Wenn ich ihn einmal treffe, dann haue ich ihm eine 'rein, wenn keiner dabei ist. So ein Schwein.

LUEGINSLAND: Die Bild-Zeitung erkor Ihr Werk zum „Buch-Tip der Woche". Wie haben Sie denn das geschafft?

Walter: Rufen Sie bei der Bild-Zeitung an, wie die dazu kommen. Das interessiert mich selber, ich weiß es nämlich nicht.

LUEGINSLAND: Die werden nicht ge­wußt haben, daß die 1. Auflage schon ver­griffen ist.

In diesem Sinne dankt der Verlag LUEG­INSLAND dem Verleger Ignaz Walter für das Gespräch.




.GESCHÄFTE

Stadtsparkasse zufrieden

Insgesamt zufrieden zeigten sich Präsident Hans Strauch sowie die Vorstandsmitglie­der Willi Lehmann und Eduard Kobold mit dem Geschäftsverlauf 1978 der Stadt­sparkasse Augsburg. Die Bilanzsumme 1978 weist 2.396.504.092,39 DM aus, was einem Zuwachs gegenüber dem Vor­jahr 1977 von 9,9 % entspricht. 3.245.280,78 DM hoch ist der Bilanzge­winn, wobei noch 3 Millionen hinzukom­men, die als Rücklage gebildet wurden

(Rücklagen insgesamt 70.051.322,17 DM).

Im Hypothekengeschäft konnte die Stadt­sparkasse als größter Hypothekengeber in Augsburg einen zweistelligen Zuwachs (unter Berücksichtigung der Tilgung) von -h 11,3 % (Vj + 8,2 %) verbuchen. Diese Entwicklung ist zweifellos dem starken Anziehen der Baukonjunktur zu verdan­ken. Zunächst erwartet man eine weitere Belebung in diesem Bereich, ist jedoch skeptisch (durch die kräftig gestiegenen Baupreise von 20 - 25 %) und befürchtet eine Abschwächung der Nachfrage.

Daß nicht nur Schulden gemacht werden, sondern auch fleißig gespart wird, be­weißt das pro-Kopf-Sparaufkommen der Augs-Bürger von 7.037,00 (Vj. 6.474,00). Der Bundesdurchschnitt lag bei 4.745,00 im Jahr 1978 (Vj. 4.410,00).

Insgesamt registrierte die Stadtsparkasse Augsburg einen Zuwachs im Sparaufkom­men von 9,1 %.

Zugenommen hat auch die Zahl der Be­triebsangehörigen von 878 (1977) auf 919 (1978) Angestellte.

Zur Verfügung

Eine Gewerblich-technische Bildungsstätte GmbH (gtb), wurde im April an der Ulmer Straße 60 eröffnet. Diese überbetriebliche Bildungsstätte für Erwachsene im Regie­rungsbezirk Schwaben, die von IHK, Kol­ping und Diözesanverband getragen wird, soll qualifizierte Facharbeiter ausbilden. Insgesamt stellt die gtb 90 Plätze für die Umschulung in Metall-, Holz-, und Textil­berufen zur Verfügung.

Noch zuwenig

Das neue Veranstaltungsprogramm, mit Lehrgängen, die bundesweit anerkannter, qualifizierter Prüfung wie zum Beispiel Industriefachwirt/Handelsfachwirt IHK, Personalkaufmann 11-1K, Sekretärin IKH oder Meisterkurse verschiedener Fachrich­tungen. Als ein Schwerpunkt des Bildungs­zentrums hat sich laut IHK in den vergan­genen Jahren der Sprachbereich entwickelt. Fünf Sprachlabors bieten 1000 Teilneh­mern pro Trimester Platz. Für die Anfän­gerlehrgänge ist das immer noch zu wenig. Beim Bildungszentrum der Industrie- und Handelskammer für Augsburg und Schwa­ben, Telefon 0821/3162-217 kann das neue Veranstaltungsprogramm jederzeit angefordert werden.

10 Millionen Mark

kostete das 30 m hohe, 60 in lange und 40 in breite, neue Zentrallager der M.A.N. Augsburg. Gemeint ist damit der chamois­farbene „Klotz" beim M.A.N.-liaupttor. Auf 9384 Stellplätzen in vier Gassen zu je 23 Ebenen finden 30 Mitarbeiter hoch­moderne Arbeitsplätze vor. Neben diesem „Große-Trümmerlager" gibt's auch ein Kleinteilelager (Schrauben, Deckel, Ble­che usw.) mit 19388 Stellplätzen in sechs Gassen mit je 33 Ebenen. 225 Tonnen Beton wurden für die Grundplatte des Ge­bäudes eingebracht. 480.0001 Löschwas­ser sind ständig im Keller für einen even­tuellen Brand vorrätig. übrigens: Stadt- baumt Stab lehnte eine gestalterische Be­tonung des Gebäudes ab, obwohl MAN selbige bezahlt hätte.

Afa 79

Der Besuch der "afa 79" auf dem Augs­burger Ausstellungsgelände am Witteisba­cher Park soll heuer besonders für die Ju­gend attraktiv sein. Ausstellungsleiter Otto Möck, Geschäftsführer der Augs­burger Ausstellungs-GmbH, legt Wert auf die Darstellung möglicher Problembewäl‑

tigungen von Charakterisierung von Selbst­verwiridichungs-Chancen für die Jugend. Das bedeutet ein Großaufgebot von Sport- und Hobbyclubs, die an bestimmten Ta­gen ihre speziellen Initiativen auf Ak­tionspodien demonstrieren.

Ebenso sind Schwerpunkte der großen Wirtschaftsausstellung Baufertigteile, In­nenausbau, Heimwerker-Neuigkeiten, Ein­richtung, Energie und Heizung, Gartenge­staltung sowie Arbeitsmechanisierung in Haus, Garten und Landwirtschaft. Bei diesem reichhaltigen Angebot ist es kein Wunder, daß die Ausstellungsleitung mit circa 116.000 Besuchern rechnet.

Weitere Minuspunkte

Abgelehnt werden von der Handwerks­kammer für Schwaben und Augsburg die Pläne der Bundesbahn, die Schienenstrek­ken Augsburg-Ingolstadt und Augsburg- Weiden (LUEGINSLAND Januar: "Braucht Weiden einen Flugplatz?") auf die Straße zu verlegen.

"Pick-Up" nennt sich der ungewohnte Autoaufbau.

Huckepack

Eine Neuheit auf dem Caravan-Markt stellt sich in diesem Jahr auf der Augsburger Frühjahrsausstellung afa 79 vor: der FFB Auto-Camper, ein Aufbau, der den eigenen PKW mit wenigen Handgriffen zum Wohn­. mobil macht. Während der Fahrt ist das "aufgepackte Wohnzimmer" (mit Doppel­bett, Gaskocher, Spüle und Ablageflächen) windschnittig an die Karosserie des Fahr­zeuges angeschmiegt.

Es ist mit Spannung abzuwarten, inwieweit diese 4.285,— DM-Idee den Campingmarkt revolutionieren wird. "Jeder noch so billig gehaltene Ausbau eines herkömmlichen Kleinbusses" erwarten die Hersteller "wird unrentabel".

Vertrieb des Auto-Campers: FWG Freizeit und Wohnmobil GmbH, Göggingerstr. 54, 8900 Augsburg, Tel.: 0821/574509 oder 51422


Früher Abbau der winterlichen Saison­arbeitslosigkeit

Im Bericht des Augsburger Arbeitsamtes setzte sich im März der Abbau der witte­rungsbedingten Saisonarbeitslosigkeit zü­gig fort. Am Monatsende bestand saison­bedingte Arbeitslosigkeit nur noch in ge­ringem Umfang. Die Höchstarbeitslosig­keit des vergangenen Winters mit 8.517 Arbeitslosen wurde bis Ende März um 1.798 (21,1 Prozent) abgebaut. Dieser Rückgang war prozentual der stärkste seit 1972.

Die rasche Abnahme der witterungsbe­dingten Arbeitslosigkeit vollzog sich haupt­sächlich im Gesamtbereich des Bauwesens; in der übrigen Wirtschaft machte sich eine Frühjahrsbelebung erst zögernd bemerk­bar. Trotzdem scheint der Arbeitsmarkt von dem Aufwärtstrend zu profitieren, in dem sich die Augsburger Wirtschaft der­zeit befindet und es bleibt zu hoffen, daß sich die bisherige Konjunkturbelebung noch stärker auswirkt. CK

In Angriff

Alle Mitglieder des Verwaltungsrates der Hessingschen Heilanstalt informierte Bür­germeister Kotter (CSU) über die fachauf­sichtliche Genehmigung für den Neubau der Orthopädischen Klinik. "Ergänzend dazu möchte" Dr. Kotter dem Verwal­tungsrat mitteilen, "das als nächster Schritt die beschleunigte Erstellung der eingaberei­fen Bauplanung bereits in Angriff genom­men worden ist."

Mehr Geld — weniger Feuer

Die Regierung von Schwaben hat wiederum zahlreichen Gemeinden des Regierungsbe­zirkes Zuschüsse des Freistaates Bayern

zur Förderung des Feuerlöschwesens in einer Gesamthöhe von rund 1,9 Millionen bewilligt.




DAS THEMA

UM JEDEN PREIS

Harrisburg hat mit ungeheuerer Dramatik das Problem der Kernkraft-Technik wieder in's Licht der öffentlichen Meinung ge­rückt. Viele Politiker, die bisher rückhalt- los die Kernenergie unterstützt haben, las­sen jetzt eine vorsichtige Haltung erken­nen. Vielleicht nur deshalb, weil man glaubt, rechtzeitig sein Fähnlein nach dem Wind richten zu müssen.

Nun, auch nach dez Beinahe-Katastrophe von Harrisburg kann man nicht von einer grundlegenden Bewußtseinsveränderung der Bevölkerung sprechen. Dieses Verhal­ten eines Volkes sollte der Atom-Lobby sowie den Kernkraftgegnern Anlaß zu gründlichem Nachdenken geben. Denn augenblicklich herrscht eine totale Verun­sicherung der Massen für oder wider die Atomkraft vor. Erscheinen doch die Ar­gumente der Verfechter für die Kernkraft, die eine düstere Zukunft ohne Wachstum ausmalen, wenn es nicht genügend Kern­energie gibt genauso einleuchtend wie die Gegenargumente der „Ablehnungspartei", die von einer Bedrohung des menschlichen Lebens durch die Kernenergie sprechen. Hier scheinen beide Parteien in erster Linie auf die Gefühle der Menschen zu zielen und zu versuchen, mit der Angst die nötigen Kräfte für ihre Interessen zu wecken. Allen, die diese Art von Politik betreiben, sei ein klares: „Bis hierher und nicht weiter" gesagt. Die Bewohner einer Demokratie haben ein Recht auf klare und wahre lnformationen. Wir alle wis­sen, daß eine Menge Arbeitsplätze durch die Kernenergie entstanden sind. Man sollte auch glauben, daß die Menschen in der Lage sind, Risiken abzuschätzen und einzuordnen. Nur eine rückhaltlose Infor­mation der Bevölkerung kann dazu bei­tragen, daß die Gefahren und das Wohl, das aus der Kernkraft entspringt, gemein­sam getragen werden.

Daß die Kontrahenden diesen Schritt bis­her nicht getan haben, läßt die Vermutung aufkeimen, beide Parteien haben zu star­ke Interessenverbände im Rücken, um ob­jektive Information zu betreiben. Eines darf als gesichert gelten, ehrliche Informa­tion ist den Bürgern lieber, als das Ausma­len von düsteren Zukunftsaussichten. über den Ausgang der Bewußtseinsbildung in der Bevölkerung kann man nur mutmas­sen. Hier aber setzt auch die Angst der Atom- und Atomgegner-Lobby ein, kei­ner weiß, wie sich der mündige Bürger ver­hält. Ist er bereit, bei tatsächlichen Gefah­ren der Kernkraft diese, um jeden Preis ei­nes gesicherten Wohlstandes für sich und seine Kindeskinder in Kauf zu nehmen, oder sind die Menschen willens, einer „ge­sicherten" Zukunft wegen, Einschränkun­gen und Opfer zu bringen. So oder so, es fordert von allen Mut zu Wahrheit, denn letztlich geht es jeden an. Hier kann kei­ner mit Pilatus sagen: „Ich wasche meine Hände in Unschuld". -IR


Das Glasscherben spiel 
Wohin das Altglas wandert


Überall in der Bundesrepublik tauchen kompakte Kästen mit ofenrohrgroßen Lö­chern auf, um den Bürger von seinem müll­tonnenverstopfenden Glasabfall zu befrei­en. Diese, von Privatunternehmen gesteuer­te, von den Kommunen begrüßte und un­terstützte Maßnahme findet ihre Ursache nicht in plötzlich aufkeimender Humani­tät. Genau durchkalkulierte, wirtschaftli­che Interessen bilden die Basis für ein gro­ßes Glasscherbenspiel, das Recycling heißt. Altglas—Recycling, vor einigen Jahren von der Hohlglasindustrie ins Leben gerufen, um ein Verbot oder eine Beschränkung des Einsatzes von Einwegflaschen zu entgehen, um das Anwachsen der Mülldeponien zu verhindern und um teueres Heizöl beim Schmelzen zu sparen, entwickelt sich zum lukrativen Geschäft.

Scherben bringen Geld; diese neue Er­kenntnis der Glashütten basiert auf drei Ebenen.

Der juristischen:

Wenn die Glasindustrie einen großen Teil der Einwegflaschen über das Recycling zu­rückholt, gibt sie der Bundesregierung keine Handhabe, von ihrer Ermächtigung aus Paragraph 14 des Abfallbeseitigungsgeset­zes von 1972 (Beschränkung der Einweg­verpackungen aus Glas, sofern ihre Beseiti­gung einen zu hohen Aufwand erfordert) Gebrauch zu machen.

Der ökonomischen:

Im Gegensatz zu den konventionellen Roh­stoffen (Feldspat, Kalk, Soda, Sand) brau­chen die Scherben nicht den wärmeverzeh­renden chemischen Reaktionen unterwor­fen zu werden, die das Glas zum Fließen bringen. Eine Einsparung von zehn Pro­zent Energie, meist schweres Heizöl, schlägt hier zu Buche.

3. Der wirtschaftlichen:

Abwendung von der guten, alten Mehrweg- flasche, da zuviele Pfandflaschen außer­halb der Hohlglasindustrie, zwischen Brauereien und Konsumenten zirkulieren — Sammeln, Transport und Reinigung von Mehrzweckflaschen erreichen einen erheblichen Kostenfaktor.

Außerdem werden noch physikalisch—hy­gienische Aspekte bei Sekt— und Babyfla­schen berücksichtigt.

Gläserne Umweltachse Augsburg — Bad Wurzach

Keine goldene Nase dagegen verdienen sich die Subunternehmer, welche die Altglas­-Recyclingsfirmen benötigen, um ihr Roh­stofflager zu füllen. Sie sind das zweite Glied in der geschlossenen Kette Verbrau- cher—Spediteur—Recycling—Glashütte— Abfüllindustrie—Verbraucher. Für das rei­bungslose Funktionieren der gläsernen Umweltachse Augsburg—Bad Wurzach (Sitz der Glashütte Oberland und der Re­cyclingfirma Fischer) ist ein Zwei—Mann‑Betrieb aus Wiffertshausen verantwortlich. Gerda und Heinz Reischl besitzen die in Augsburg aufgestellten Container. In Zu­sammenarbeit mit dem Bund Naturschutz, der den Füllungsprozeß überwacht und ei­nen gefüllten Container nach Wiffertshau­sen meldet, verrichten sie die eigentliche umweltfreundliche Arbeit. 70 — 80 Ton­nen Augsburger Altglas wandern monat­lich auf den Bad Wurzacher Glasberg zur Wiederverwertung. Weniger als ein Drittel des gesamten Glasrohstoffes, den Heinz Reischl der Firma Fischer liefert. Heinz, 24 Jahre alt, sammelt Scherben von Braue­reien und Weinkellereien aus ganz Bayern, um sie dann für 70 DM pro Tonne der Re­cyclingfirma in Bad Wurzach zu verkau­fen. Zwischen 500 und 700 Kilometer legt er täglich mit seinem LKW zurück.

Der Bürger muß mitziehen

Obwohl die einzelnen Stellplätze für die Container vom Stadtreinigungsamt des öf­teren durchdacht und verändert wurden und trotz der störungsfreien Zusammenar­beit zwischen Bund Naturschutz und der Firma Reischl, wird die Kapazität bei wei­tem nicht erfüllt. Weniger als 500 gr. trägt jeder Augs- Bürger monatlich zu dem da­für vorgesehenen Container. Bei einem Glasverbrauch zwischen 3 5 Kilo pro Haushalt bedeutet dies, daß über 80 Pro­zent des durch neue Technologien wert­voll gewordenen Glasrohmaterials den Weg der Städtischen Müllabfuhr einschlägt und auf der Halde verkümmert.

"Was verstehen Sie unter Recycling?" Von den auf der Straße angesprochenen Leuten wissen die wenigsten die richtige Antwort: Alle Maßnahmen, die darauf abzielen, aus Abfällen Stoffe zu gewinnen, die erneut einem Produktionsprozeß zugeführt werden können und der Herstellung volkswirt­schaftlicher Güter dienen.

Durch Flugblattaktionen versucht das Stadtreinigungsamt der Unwissenheit ent­gegenzuwirken. Eine Maßnahme die es zu unterstützen gilt. Das in der Tat ökolo­gisch, ökonomische Altglasrecycling läßt Produktionspreise zu, die mit denen der Plastikgefäße konkurrieren können. Sogar die längst vergessene Milchflasche rückt wieder in den Blickpunkt der Glashütten.

Siefgried Zagler und Arno Loeb



Sport

EinVirus geht

In Augsburg wütet seit Jahrzehnten ein un­heimlicher Virus, der alles und jeden, die im Bereich Leistungssport überregionales Aufsehen erregten, gnadenlos anfällt und beinahe augenblicklich niederzwingt. Für den Außenstehenden ist diese rätselhafte Erkrankung nur an einem einzigen Symp­tom erkennbar — der daran Erkrankte ver­schwindet. Sie glauben das nicht? Wirklich noch nie davon gehört? Nun, mögen fol­gende Beispiele, die bei weitem noch nicht vollständig sind, Ihre Zweifel beseitigen. Fall 1: Wunderlich Erhard

Da wächst und wächst in der Handballab­teilung des FC Augsburg ein schlaksiger, blonder Jüngling nicht nur körperlich (Körpergröße ca. 2,04m), sondern auch sportlich zu einer auffallenden Erscheinung heran und schwupps — der große Blonde mit dem wurfgewaltigen Arm verschwindet. Wie sich bald herausstellen sollte, zwar "nur" bis ins Bergische Land, genau bis zum VFL Gummersbach, aber — er ver­schwindet.

Zufall?

Fall 2: Steger Claudia

Schon von frühester Jugend an machte ein hübsches Mädchen aus dem Augsburger Süden alle Leichtathletikexperten der Fug­gerstadt ganz kribbelig. Eine Sprinterin hoher Klasse versprach sie zu werden, schneller gar als die Szewinska. Sie wider­stand deni Virus sogar eine erstaunlich lan­ge Zeit, und als niemand mehr mit dem Ausbruch der Krankheit rechnete, geschah es doch — sie verschwand. Für Interessierte, sie entschwand in Richtung Leverkusen. Immer noch nicht überzeugt? Glauben Sie noch immer an diese lächerlichen Gerüchte, da wären bessere Trainer und Trainungsbe­dingungen, das fade Augsburger Publikum oder gar Geld am Verschwinden der Augs­burger Spitzensportler mitverantwortlich? Glauben Sie mir, der Virus war's.

Fall 3: Wünschig Max

Aus der Anonymität der vielen guten Ten­nisspieler riß eine errungene Deutsche Hal­lenmeisterschaft den besten der Augsbur­ger Tennisgilde. Diesmal packte der Virus sofort zu und jede Gegenwehr kam zu spät. Augsburgs Nr. 1 löste sich noch wäh­rend der Siegesfeiem plötzlich in Luft auf und materialisierte sich erst wieder im fer­nen Amberg.

Sie neigen nun auch langsam dazu, sich der Virusfront anzuschließen. Vielleicht noch ein Fall aus der jüngsten Zeit: zur Stär­kung der neugewonnenen Überzeugung? Fall 4: Lösch Henry

Ein schwer verdauliches Osterei bescherte uns der Virus zu Ostern. Ohne Vorwar­nung ließ er den deutschen Bowlingmei­ster 1977 und mehrmaligen Bundesrang­listenersten verschwinden. Zur Freude des in Berchtesgaden ansässigen Bowling— Clubs, dem diesmaligen Nutznießer des Augsburger Virenübels.

Damit Sie in Diskussionen mit Anhängern irgendwelcher obskurer Abwanderungstheo­rien, außer der Wissenschaft, auch noch die beweisträchtigen Namen anderer Virus­opfer zitieren können, hier noch eine klei­ne Auswahl von Erkrankten: Lechner Jo­sef, Haller Helmut, Nentwich Miro, Schu­ster Bernd, Lohner Ernst, Lechner Georg jun., Höfner Ernst, Meitinger Holger usw., usw.

Die Augsburger Großvereine AEV und FCA allerdings haben beschlossen, dem Virus das Leben so schwer wie möglich zu ma­chen. Ihre Therapie, die auch erste Erfolge zeigt — sie spielen absichtlich schlecht, um so den Virus nicht auf neue potentielle Opfer aufmerksam zu machen. HA

Gratulation

Die Prominentenfußballmannschaft

„Datschiburger Kickers" überreicht durch ihren Kapitän Max Gutmann dem Augs­burger OB Hans Breuer Mitte Mai die • millionste Mark für wohltätige Zwecke. Damit erzielten die Spieler ein Ergebnis, das in der BRD noch von keiner vergleich­baren Mannschaft erreicht wurde. In den Reihen der "Datschiburger Kickers" spie­len und spielten so bekannte Sportgrößen wie Helmut Haller und Lude Schlump



Cafe Lueginsland 
Was soll ich tun?
Manfred Wrobl, Lehrer

Die Lehrer sind wieder im Gespräch. Für eine Arbeitszeitverkürzung der Lehrer plä­diert die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) und betont, im Not­fall diese Forderung mit Kampfmaßnahmen zu erzwingen. Weit auseinander gehen die Meinungen der Eltern. Wohin schiebt man den unbeliebten Berufsstand? Pauker oder Pädagoge? Kein oder wenig Einblick des Bürgers in den Schulalltag lassen oft ein un­klares Licht auf jenen Personenkreis fallen, der die Hauptverantwortlichkeit für das Bildungsniveau eines ganzen Volkes trägt. Ein Lehrer im "Cafe Lueginsland": Schon lange geplant und trotz der Spiegeltitelge­schichte "Sind die Lehrer faul?" oder ge­rade deshalb, im Maiheft zu Gast. In Man­fred Wrobel, 34 Jahre, Oberstudienrat und seit 1971 im Bayernkolleg als Gescbichts-, Sozialkunde- und Deutschlehrer tätig, fan­den wir einen Gesprächspartner, der weder ein alter Hase noch ein Jungfuchs ist und allgemein als salopper, geselliger Lehrertyp gilt.

"Mit einem Bein steh' ich fast immer im Ge­fängnis", befürchtet Wrobel die juristi­schen Auswirkungen seiner wilden Kopier­tätigkeiten aus copyrightgeschützten Bü­chern. "Aber was soll ich machen, wenn ich einen aktuellen Geschichtsunterricht bringen will", geht der junge Oberstudien­rat im schicken Rautenpulli auf die Schul­misere ein. "Die Verlage machen da nichts mehr, weil sich alle Momente der Lehrplan ändert." Und wie steht er vor seinen ma­tritzensüchtigen Schülern da, wenn er ohne einen dicken Schwung Arbeitsblätter ins Klassenzimmer kommt? "Die würden mich direkt verwundert anschauen ... " Der Materialaufwand ist seit Wrobels Ein­stieg in die Lehranstalt gewaltig gewach­sen: "Die Qualität, die wir von der Schul­reform erwarteten, ist inzwischen in Quan­tität ausgeartet." Enttäuscht wirkt er nicht, eher verwundert darüber, wie sich in seinen neun Lehrerjahren "die Sache ver­selbständigt hat." Die Sache, das ist nervende Bürokratie, auslaugende Verwaltungs­arbeit. "Vor lauter Verwaltungsarbeit kommt man gar nicht mehr zum Unter­richten". Durchschnittlich kommen laut dem Kollegpädagogen auf zwanzig Unter­richtsstunden fünfzehn Verwaltungsstunden. Wrobel befürchtet als düstere Schul­zukunft eine Metamorphose vom Lehrer zum reinen Verwalter. Leistungsdruck an allen Ecken und Enden zwingt nicht nur die lernstoffmalträtierten Schüler zur Wis­sensanhäufung, sondern ebenso die Lehrer zu umfangreichen Vorbereitungen für ihre Stunden. Gleich dreifach wird ihm die Lei­stundsdaumenschraube angesetzt: an­spruchsvolle Schüler der Kollegstufe, Hie­rarchie der Schule (Ministerium, Direktor, Kollegen) und in den Gymnasien von den Eltern. Zweck der Kollegstufe soll eine Ver­besserung der Studierfähigkeit sein. Vor­bild war das amerikanische College. Mit dem typischen deutschen Perfektionismus hat man jedoch allenfalls eine Verwissen­schaftlichung erreicht. Aus Fächerwahl wurde Fächerqual. "Das Schöne, Wahre, Gute", wie es vom bayerischen Kultusmi­nisterium proklamiert wird und durch die Lehrer an die Schüler pädagogisch vermittelt werden sollte, fällt für Wrobel völlig un­ter das Pult.

"Eigentlich wollte ich ja zwei Wochen in den Osterferien fortfahren" witzelt der Oberstudienrat zum Thema Ferien, "doch ich bin bloß eine Woche weggefahren, weil ich mich schon wieder vorbereiten muß und einiges zu korrigieren habe." Ob der Streß nicht durch Ferienreduzierung ge­mildert werden könnte? "Unmöglich", Wrobel weist auf die Elternwünsche für die Feriendauer ihrer Kinder hin.

Die Frage, ob Pädagogische Assistenten eine erhebliche Erleichterung im Schulbe­trieb bedeuten, beantwortet Wrobel mit Nein. "Psychologen wären für Lehrer und Schüler weitaus notwendiger."

Nach vierstündigem Gespräch hat es Man­fred Wrobel geschafft: Unser Bild vom Faultier der Nation zerbröckelt. Wrobel hat uns bekehrt: der Lehrer ist ein schuf­tendes, schnaubendes Arbeitspferd, das großen psychischen Ballast durchpflügt und kurz, so Wrobel, "vor dem Sprung in die Klapsmühle steht ... "



Flirt - Auf dem Rummelplatz


"Ich kauf mit eine Handvoll Chips, dann geh ich zu dem Mädchen hin und frag sie, ob sie mitfahren will. Zwischendrin steig ich mal aus und stell mich wieder an die Auto-Scoo­ter-Bande hin. Das Mädchen denkt sich, was ist jetzt, was macht der? Das macht einen interessant. So krieg ich fast jede rum". Kennenlernen ist auf dem Plärrer einfach, wenn man es will. Rosa gemalte Liebesportraits auf dem "Liebesbarometer" an der Schießbude. Trunken — von Bier und Liebe — sich Küssende auf den wackelnden Biertischbänken. Män­ner im schwarzen Leder mit ihren Motorradhelmen in der Armbeuge stolzieren wie Gockel durch die Bu­denstraßen. Toll aufgemachte An­preiserinnen in den Kassenhäuschen schmatzen erotisch durchs Mikro­phon. In der Geisterbahn fährt man nicht zum Erschrecken, eher zum Schmusen. Hier ist die nötige Dun­kelheit. Genug Erotik zwischen flak­kernden Leuchten, rasenden Rädern, knusprigen Erdnüssen, pappender Zuckerwatte.


Arthur's Kochecke

OFFENBARUNG FÜR CHINA-RESTAURANT GESCHÄDIGTE

Die Spitzenleistungen der internationalen Gastronomie haben mit unserem Buch nichts zu tun. So köstlich die berühmte kandierte chinesische Ente schmecken mag, nie hat sie der Kuli von der Straße auch nur zu Gesicht bekommen. Er muß sich mit einem mit Knoblauch gewürzten Brot­fladen begnügen.

Daran sollte man denken!

Huguette Couffignal

Die gesellschaftliche „Linie" und die kuli­narische sind bis dato noch nicht einheit­lich zusammengefaßt. Es gibt nur wenige Autoren, die soziales Grimmen und gastro­nomisches Bauchgrimmen miteinander verbunden sehen. Mit dem „Schlaraffen­land, nj/1=s in die Hand! Kochbuch für Gesellschaften, Kooperativen, Wohnge­meinschaften, Kollektive und andere Menschenhaufen sowie isolierte Fresser" hatte Peter Fischer 1975 bei Wagenbach einen ideologisch straffen, aber nicht lustlosen Anfang in dieser Richtung ge­macht. Für Fischer war es keine Frage, wo das Glück des einzelnen und das Glück der Kollektive zusammenkommt: beim Kochen und Essen!

Mit 7-jähriger „Verspätung" liegt nun seit 1977, aus dem Französischen übertragen von M. Junker-John und H. Junker, „Die Küche der Armen" von Huguette Couf­fignal vor. 300 Rezepte aus der dritten, zweiten, ersten aber vor allem armen und hungernden Welt enthält dieses kulturge­schichtlich ebenso interessante wie enga­giert eingeleitete 384 Seiten umfassende Leinen-Buch (mit sauberer Fadenbin­dung und einem grünen Lesemerk er apart aufgemacht).

In einem einleitenden Essay über die Ar­men der Welt beschreibt Huguette Couf­fignal mit erschütternder Deutlichkeit den Mangel im Überfluß: Wer bisher glaubte, dem Phänomen der Armut nur durch die Flimmerkiste asiatisch oder afrikanisch zu begegnen, der wird hier eines besseren belehrt: „Das Glücksversprechen der Men­schenrechte und die Gravierung in der Freiheitsstatue — für fünfunddreißig Mil­lionen amerikanischer Armer, ein Fünftel der amerikanischen Bevölkerung, ist es leeres Gerede". Hunger — überall und in jeder Ecke der Welt — und doch wird an­gesichts der 60 Millionen Verhungerten jährlich.überall gegessen und gekocht:

Wie wäre es mit Tonfladen in Öl gebacken? Das ist kein schlechter Witz des Versandes, solches gehört zum täglichen Brot der Völker Venezuelas, Sibiriens, Siams, In­donesiens und Schwarz-Afrika. Am Schluß stehen bei solcher Speise dicke Bäuche und Tod durch Ersticken.

Das Buch von Huguette Couffignal ist ein engagiertes Buch, das allerdings keine Pa­tentrezente anzubieten hat; ja es fehlt ihm — das ist zu bedauern oder nicht — jede Form eindeutiger ideologischer Lö-, sungsversuche für oder besser gegen den Hunger. Doch soviel wird deutlich: Unwissenheit und Tradition spielen eine nicht geringe Rolle bei der „Unterernährung", wie es so in bestem Statistik-Deutsch heißt.

Und auch dies spielt eine Rolle: Desinter­esse und Desinformation in verrückter Kombination — da essen die einen nur noch Kartoffeln, wo einst eine reiche Ge­müsepalette den Protein- und Vitamin­haushalt regelte, und den anderen geht je­der Begriff von Kohlehydraten ab.

So ist also dieses Buch kein „Nur-Koch­buch". Denn die Rezepte, auch wo man die 60 Seiten Einleitung gern überliest, haben nur dort Stirnrunzeln zur Folge, wo die Egozentrik der einzelnen zur Ethnozentrik vieler geworden ist

Das Buch besteht aus 2 Haupt- und 5 Zwischenkapiteln (Getreide und Mehl, Suppen, Pflanzen und Gemüse, Fleisch, Fisch und Käse, Getränke und Nach­speisen). Mit Kenntnis und Teilnahme wird es so manchem „China-Restaurant­Geschädigten" und exotischen Gaumen- Spinner eine Offenbarung sein: Vom

„Tibetanischen Tsampa" (eine Art Hafer­flockenmasse mit Schwarz-Tee und ranzi­ger Butter vermengt) bis zum euroasiati­schen Dauerlutscher „Nasi Goreng". Das meiste ist jedenfalls geschrieben in Abse­hung der „internationalen Gastronomie". „ Hammelfleisch nach afghanischer Art " heißt unser heutiges Rezept aus der

„Küche der Armen".

500 g gehacktes Schaffleisch, gewürzte Tomatensoße, geriebene Minze, ein Bün­del Lauch, frische grüne Zwiebeln, Jog­hurt (Zutaten).

Die Zubereitung: Das Fleisch anbraten, bis es die Farbe verloren hat. Tomaten, Gewürze, Minze zugeben und einige Mi‑

nuten lang kochen lassen, danach den fein- geschnittenen Lauch und die Zwiebel hin­zugeben. Noch ein wenig weiterkochen lassen und mit etwas Joghurt anfeuch­ten. Mit gedünstetem Reis anrichten. Menge der Zutaten und Gewürze nach Wahl.

Ihr Arthur

Huguette Couffignal, Die Küche der Ar­men, März-Verlag Frankfurt/a.M., verlegt bei Zweitausendeins-Versand, ebenda, Postfach 710 249, S. 384, DM 17,90




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Betrifft: Kunst!"

Der Bildhauer Claus Scheele präsentiert Ende Juni eine Siebdruckmappe mit der Auflagenhöhe von 100 Exemplaren_ Die Mappe umfaßt 7 Kartons (65 x 50 cm); sechs Blätter sind 3-farbdrucke und eines ist als 6-farbdruck gearbeitet. Die Blätter stammen aus dem Jahr 1974, sind num­meriert und signiert. Ab Juni läuft auch das Subskriptionsangebot von 250,-- DM für jede Mappe (später 350,— DM).

Scheele in der Kneipe

Im Studentenlokal „St. Giorgio" ist Claus Scheeles neuestes Objekt zu sehen, wenn man nach oben schaut. Eine dicht verseif­te Decke mit beweglich herabhängenden Stäben. So bleibt Scheele als einziger aktiv, wenn es um ungewöhnliche Kunst am Bau oder in diesem Falle im Bau geht. Kontakt: Claus Scheele, 8900 Augsburg, Hermanstraße 33.

Eigeninitiativen

In ihrem Bestreben, die künstlerische At­mosphäre an der Münchner Akademie der Bildenden Künste durch Eigeninitiativen der ehemaligen und noch tätigen Studen­ten der•Akademie zu verbessern (vgl. un­seren Beitrag Lueginsland 79/3 „Kultur und Polemik"), hat die Arbeitsgemein­schaft um die Künstler und Kunstkritiker Götz, Knapp, Lange, Morschel, Schnell u. a. drei Arbeitsgruppen gebildet:

Arbeitsgruppe „Zusammenarbeit mit dem Kunstverein München"; „Präsentation — juryfrei — von Objekten in der Akademie und Publikation von Gedanken und Artikeln über die Objekte; „akade­mieunabhängige Künstler und Kunststu­denten stellen gleichberechtigt aus". Alle drei Gruppen wollen durch dieses praxis­nahe Konzept die Isolierung der Akade­mie aufheben; es werden noch Interessen­ten gesucht. Kontakt: Hansi Schnell, Ne­derlingstraße 85, 8000 München.

In der Filiale

„Schokoladenkrüge aus Manila", die im „Village of Tala", 25 Meilen von Manila,
handgetöpfert und dekoriert worden sind, kann man in der Filiale der Büchergilde Gutenberg (Fischertor) erwerben. Der Preis pro Stück 95,— DM.

Laufende Ausstellungen

Noch bis zum 27. Mai dauert die Archi­tektur-Ausstellung („19. Jahrhundert in Augsburg") im Fletz des Rathauses; die Ausstellung „Stadtentwicklung von 1860 bis 1978" dauert noch bis zum 13. Mai (Unteres Fletz des Rathauses). Die Gale­rie Hassold (Ludwigstr. 24) zeigt nach der Goya-Ausstellung Bilder von Marc Chagall. Aquarelle von Karl Mostböck zeigt die „Galerie nach Sechs" (Maxi­milianstraße 85) bis zum 31_ Mai.

Jan Prein (Jahrgang 1940, Studium in Würzburg und München, seit 1966 freier Maler und Grafiker) stellt in der „Alt­stadtgalerie" (Weisse Gasse 7) aus. Die Malereien und Grafiken Prein's sind bis zum 5.5. zu sehen. Im „Orient-Kontor" (Steingasse 8) sind noch bis zum Monats­ende „alte und antike Kelims aus dem Orient" zu sehen. In der „Treppenhaus­galerie" (Kröll & Nill, Annastraße) stellt bis zum 4.6. Helmut Mayer Aquarelle, Zeichnungen und Radierungen aus.

Kulturdult in Augsburg — oder, wie man den Bürgern ein reichhaltiges Kulturange­bot zu bieten versucht.

Wie vielleicht schon bekannt, plant man für die Zeit vom 20. bis 27. Oktober 1979

in Augsburg eine Kulturwoche, die von den Organisatoren auch als Kulturdult be­zeichnet wird. Die für die Durchführung verantwortlichen Initiatoren sind das • Haus Kresslesmühle, das Akku-Theater, das Asta Kulturzentrum und der Jazz- Club. Die Stadt Augsburg, der Arbeits­kreis Kultur der SPD-Fraktion u.a. be­teiligen sich.

„Von Bürgern, für Bürger"

Dies soll ein Motto der Kulturdult sein. Ihr Ziei ist es, eine Alternative zu dem jetzigen Angebot zu schaffen und die An­sätze, die in den letzten Jahren sichbar wurden, zu verstärken. Durch ein viel­fältiges Kulturangebot möchte man einen breiten Kreis von Interessenten anspre­chen, neue hinzugewinnen, und nach Ge­lingen dieses ersten Versuches jährlich eine Kulturdult veranstalten. Um den Interessierten einen Überblick über den reichhaltigen Themenkreis zu geben, nun ein paar kurze Stichpunkte: 1. Kabarett; 2. Jazz (Blues); 3. Süddeutsche Folklore; 4. Internationale Folklore; 5. Gitarre; 6. Literatur; 7. Film und 8. Theater. Ak

Auftrittsorte sind der Barbarasaal (Haupt­veranstaltungsort), die Komödie, die Kresslesmühle, Grauer Adler und das Jazz­house vorgesehen, wobei sich als eventuel­ler Nebenveranstaltungsort auch das

„Podium" anbieten würde. Die Aktionen, die zur Publikation der Kulturduft lerufen, sind unter anderem Plakat, und Programm­verteilungen, eine Informationsbude in der Annastraße, Darbietungen einzelner Künst­ler in der Innenstadt und eine Ausstellung des Berufsverbandes Bildende Künste.

Um dem Leitspruch, „Von Bürgern, für Bürger" gerecht zu werden, will man in­teressierte Bürger bitten, Beiträge zu lie­fern und sich aktiv zu beteiligen. Weitere Einzelheiten über den Ab- und Verlauf dieser Aktionswoche werden wir in einem Gespräch mit den Initiatoren Ende Mai erfahren. Dann wird u.a. die Kostenfrage und das feststehende Programm (Termine einzelner Veranstaltungen) geklärt sein, über die wir dann an dieser Stelle wieder berichten werden.

J. P.5.

musik

Schloßkonzerte

In Leitheirn, unweit von Donauwörth, ha­ben wieder die allwöchentlichen Schloß­konzerte im Rokokofestsaal bei Kerzen­beleuchtung begonnen. Die Eintrittspreise pro Konzert betragen für Abendkonzerte 18,— DM und für Tageskonzerte 15,— DM. Schüler und Studenten erhalten eine Er­mäßigung. Rechtzeitige Vorbestellungen unter der Telefonnummer (09007) 231 (täglich 8 - 12 Uhr und 15 - 18 Uhr) sind notwendig. Im Monat Mai finden folgende Konzerte statt:

Fr. 4.5. 20 Uhr Schubert — "Arpeggione" Mendelssohn — u.a.

Sr. 5.5. 20 Uhr Chopin — im 130. To­desjahre — op. 24/44/15/48/20/31/25 Fr. 11.5. 20 Uhr Haydn — Mozart — "Kleine Nachtmusik" KV 525

Schubert — "Rosamunde-Qu."

Sa. 12.5.20 Uhr Schubert — Klavier­trios op. 99 und 100 — op. po sth. 148

29

— "Geistertrio" — u.a.

Fr.Beethoven 25.5.20 Uhr Haydn -- Hob. XVII, 6 u. 4 — Mozart — Beethoven

Sa. 26.5.20 Uhr Chopin — "Balladen und Scherz" — "Mazurken-Nocturnes" So. 27.5.16 Uhr Schubert "Tod und das Mädchen" — Suder: e-moll

Mozart — KV 458

Aus Schottland

Am 2. Mai gastieren die "Tannahill Weavers" im Barbarasaal. Die traditionelle Folk-Gruppe aus Schottland spielt in der Besetzung: Roy Gullane, Phil Smilie, Hudwon Swan, Alan MacLeod, Mike Ward. Karten gibt es bei Musik-Durner, Rathausplatz, T.: 30448.

Konzertnotizen

Den Anfang machen am 6. Mai die „Hollies" in der Kongresshalle. Das Bestehen von

„Englands Uralt- und Immerjung-Popgruo­pe" jährt sich heuer zum siebzehnten Male. Ihr Markenzeichen sind eingängige, brillant arrangierte Lieder mit dreistimmigem Har­moniegesang, der vor allem von Allan

Clark's Stimme geprägt wird. Aber was be­darf es vieler Worte, sprechen doch Songs wie „Carrie Arm", „Jennifer Eccles",

„Sorry Suzanne", „The Air, That I Breathe" und „He Ain't Heavy, He's My Brother" schon genug für sich selber. Dann, nach langer Pause ist auch wieder einmal im Barbarasaal des Stetteninstituts etwas los. Wo seinerzeit „Kraan" ihr in­zwischen schon legendäres Konzert be­stritten, heißt es am 10. Mai diesmal: Jazz-Rock Live mit „Klaus Doldinger's Passport". K. Dold'nger, erfolgreichster deutscher Jazzmusiker, wird zusammen mit seiner 5-köpfigen Band erstmals den neuen Sänger und Gitarristen Kevin Mulligan, sowie Stücke der brandaktuel­len LP „Garden of Eden" vorstellen. Der Besuch hier dürfte sich ebenso lohnen, wie der, einen Tag später in der Kongress­halle. Dort wird dann wirklich Besonderes geboten. Ein Name genügt und jeder weiß Bescheid: „Marcel Marceau".


Er, wohl einer der berühmtesten und sicher­lich auch besten Pantomimen ist am 11. Mai bei uns in Augsburg zu Gast und wird mit seinem Auftritt das i-Tüpfchen auf das breitgefächerte und interessante Konzert­angebot der letzten Monate setzen.

TH

"Gesundheit im Dreiklang"

heißt das Motto der diesjährigen "Otto­beurer Konzerte" in der Basilika und dem Kaisersaal des Ottobe.mer Klosters. Neben zahlreichen Konzerten in- und ausländi­scher Ensembles findet auch vom 7. bis

10. August eine Studienwoche mit dem Thema statt: "Kirche — Gesellschaft — Mönchtum. Impulse der benediktinischen Bewegung." Auskünfte und Bestellungen beim Verkehrsamt, 8942 Ottobeuren, Marktplatz 14, T.: 08332/1022.

Konzerte im Bürgerzentrum

Im Bürgerzentrum Kreßlesmühle gastiert am 16.5. das "Titi-Winterstein-Quintett" mit Musik deutscher Zigeuner. Das En­semble sollte schon vor einigen Wochen im Barbarasaal auftreten; das Konzert mußte damals wegen Krankheit eines So­listen ausfallen. Die Besetzung des Abends:

Titi Winterstein (Violine), Lulu Reinhardt (Solo-Gitarre), Silvano Lagrene (Piano), Ziroli Winterstein (Rhythmus-Gitarre) und Hojok Merstein (Bass). Für Kenner ist er­sichtlich: Bis auf den Pianisten sind alle Musiker ehemalige Mitglieder des Hänsche­Weiss-Quintetts- Einen Tag danach gastiert das Duo "Dougie McLean and Alen Ro­berts" mit "Music from Scotland" im Bür‑

gerzentrum. Beide Solisten verfügen über eine Vielzahl von Instrumenten: Geige, Gitarre, 5-String Banjo, Tenor-Banjo, Weilzither, Dulcimer und Foot-Bass. (17. 5.) Und wieder einen Tag später gastiert Claude Akire mit Moritaten und Vagan­tenliedern auf der Gitarre begleitet in der "Mühle" (18.5.).

Und wieder Mozart

Das 28. Deutsche Mozartfest 1979 findet in Augsburg vom 8. bis 14. Juni statt. "Der besondere Akzent des anstehenden Mozartfestes in Augsburg — reichhaltig bestückt mit Oper, Konzert und Vortrag — ist dadurch gesetzt, daß der Abschluß der 4. Mozart-Musizierwoche und die Austra­gung eines erstmaligen Klavierwettbewerbs in den Ablauf des 28. Deutschen Mozart- festes einbezogen sind." Interessenten wen­den sich an die Geschäftsstelle der Deut­schen Mozart-Gesellschaft e. V., 89 Augs­burg, Karlstra,ße 6.

theater

Maier läßt grüßen

Vom 14.5. bis zum 27.5. tagt in der Augs­burger Kongreßhalle der Verband für Volksspielkunst in Bayern e.V. Unter der Schirmherrschaft von Kultusminister Prof. Maier wird dieser 10. ordentliche Ver­bandstag einen Einblick geben in die Arbeit dieses traditionsreichen Unternehmens. Im Mittelpunkt der Tagung steht eine Festaufführung der Augsburger Amateur- Bühnen mit dem dreiaktigen Schwank

„Der wahre Jakob" von F. Arnold und E. Bach. Kontakt: Dieter Jex, 8900 Augs­burg, Remboldstraße 13.

Städtische Bühnen

suchen noch Statisten für die Freilicht­bühne („Ungarische Hochzeit", „Cavalleria Rusticana", „Der Bajazzo"). 50 sollen es sein, „vorzugsweise" männlichen Ge­schlechtes und zwischen 30 und 60

Jahre alt. Kontakt: Herr Pfafferle bei den Bühnen. Für Brechts „Der gute Mensch von Sezuan" wird geprobt. Jens Presel führt bei dieser Brecht-Parabel Regie;
Pilz ist für das Bühnenbild zuständig.


Szenen zweier Ehestücke

Am 19.4. feierte AKKU, das Theater in der Mühle Premiere mit zwei Einaktern von Tschechow und Pinter. Mitwirkende sind dabei Christine Müller-Hegenauer, Lehmann und Schablinski. Bei den zwei vorgeführten Einaktern „Der Heiratsan­trag" und „Der Liebhaber" kommt es zu Mißverständnissen, Streit, Identitätskri­sen. Mal ernst, mal heiter. Das Bühnen­bild stammt von Klaus Zättl — Gastregie führt Christoph Gött.

Die Aufführungen im Mai sind dem Veran- staltungskalender zu entnehmen.

literatur

Gilden-Programm

Das Vierteljahresprogramm der gewerk­schaftseigenen "Büchergilde Gutenberg" bietet wieder interessante Neuerscheinun­gen. Die "Gilde" feierte am 11. Februar den 100. Geburtstag ihres Gründers; Bru­no Dreßler. Beides soll uns Anlaß sein, hier auf ein vielfach noch unbekanntes Lese- und Schauereignis hinzuweisen: Die "Bü­chergilde" rangiert unter den Buchgemein­schaftsgiganten (Holzbrink, Bertelsmann usw.) — statistisch an unterster Stelle. Vie­les hat dieser kleinen Organisation in den letzten Jahren zu schaffen gemacht — die letzte Hürde war die mit vielen Komplika­tionen verbundene, von "oben" durchge­drückte Umstellung auf Computerverrech­nung. Auf einer Gedenkveranstaltung un­ter dem Titel "Brauchen wir Bücher? Brau­chen wir schöne Bücher?", veranstaltet von der Büchergilde, äußerten sich namhafte Schriftsteller und Publizisten. Was die Innovationslust der Buchgemeinschaft und Solide-phantasievolle Machart der "Gil­den-Produkte" anbelangt, so sei Herbert Heckmann mit seinem Statement zuge­stimmt: "Es ist durchaus ein Unterschied, ob man ein Buch oder ein Buch von der Büchergilde lese."

Rumpelblatt

nennt sich in neunter Ausgabe eine „jugend­eigene Zeitung im Allhäu". Die Zeitschrift, die ein Redaktionskollektiv in Sonthofen - und Kempten herausgebracht hat, bietet auf "reinem" Altpapier gedruckt, Nach'rich­ten, die man sonst nur "klein aufgemacht" findet: "Neonazis im Allgäu-Organisation

HIAG", Literatur über Jack Kerouac, Ver­anstaltungsservice, Kontakte. Anschrift der Redaktion: F. Leopolder, 8972 Sont­hofen, Hörnerstraße 6.

uni

Kontaktstudium

Für Teilnehmer des „Kontaktstudium Management" hat die Universität eine In­formationsschrift herausgebracht. An­schrift für Bezieher: Geschäftsführung des Kontaktstudiums der Universität Augs­burg, Eichleitnerstr. 30.

„Medizinische Fakultät"

Der Liberale Hochschulverband (LHV) Augsburg plädiert nachdrücklich für die Errichtung einer Medizinischen Fakultät an der hiesigen Universität. Rolf Zimmer­mann in seiner Stellungnahme: "Werden keine entscheidenden Maßnahmen zur Erreichung der 8000-Grenze unternom­men, so darf die Hochschulplanung des Kultusministeriums als teurer Fehlschlag gewertet werden."

Zum gleichen Thema empfing Uni-Präsi­dent Knäpfle Vertreter der Universität Ulm, Die Ulmer Professoren betonten auf­grund ihrer Erfahrungen (die Ulmer Uni­versität ist medizinisch-naturwissen­schaftlich ausgerichtet) die Notwendig­keit der Verbindung eines Großklinikums wie des Augsburger Zentralklinikums mit einer medizinischen Fakultät als „akade­mische Klinik". „Dies", so die Ulmer,

„zeigen alle Erfahrungen an anderen Or­ten im süddeutschen Raum." Die Land­tagsabgeordneten Fröhlich (SPD) und Dr. Meyer (SPD) nahmen ebenfalls in ih­rem „Problem-Gespräch" mit Präsident Knäpfle zur Frage der Errichtung einer Medizinischen Fakultät Stellung. Die Fa­kultät, sowieso nur für Klinische Medizin vorgesehen, solle „eine Reform der ärzt­lichen Ausbildung" und eine „Verbesse­rung der medizinischen Versorgung" der Region bringen.

Studentenführer

Das Studentenwerk Augsburg hat einen Wegweiser, „Student in Augsburg und Kempten" betitelt, herausgebracht. Die kostenlose 100-Seiten-Broschüre bietet in alphabetischer Ordnung nach Stich­wärtern geordnet, alles für Studenten Wissenswertes. Anschrift: 8900 Augs­burg, Mernminger Straße 6.


literatur

LESEZEICHEN

Neuheiten vom Büchermarkt

DOKUMENT MENSCHLICHER PER­VERSION

Anus Mundi von Wieslaw Kielar

Fünf Jahre Auschwitz. 420 Seiten. DM 28,­S. Fischerverlag, Frankfurt a. M.

W. Kielar wurde 1919 in Jaroslaw in Gell­zien geboren, Er trat bereits früh der pol­nischen Widerstandsbewegung gegen die Nazis bei und wurde 1940 von der Gestapo verhaftet. Rund fünf Jahre war er in Auschwitz. Es war das größte Vernichtungs­lager, das die Nazis unterhielten, es wurde zum furchtbarsten Wort, das die deutsche Zeitgeschichte kennt. Besonders bei der Be. schreibung des täglichen Umgangs mit der Hölle Auschwitz erreicht das Buch seine höchste Authentizität. „Anus Mundi" ist mehr als nur ein Buch: es ist ein Doku­ment der Zeitgeschichte, ein Dokument menschlicher Perversion, ein Dokument menschlicher Leidensfähigkeit.


Wieslaw Kieler

Sozialgeschichte der Erziehung

Geschichte läßt sich darstellen. Lebendi­ger wird sie in Berichten von Zeitgenossen, die sie erlebt, erduldet haben. Nicht erst mit dem Eintritt ins Alter des aktiven Handelns, sondern bereits in der Kindheit greift die Geschichte ins persönliche Schicksal ein. In „Deutsche Kindheiten" schildern Frauen und Männeraus allen Schichten Ereignisse ihrer frühen Jugend zwischen 1700 und 1900. Es ist ein Lese­buch mit vergnüglich-nachdenklichen Er­lebnisberichten. Texte und Bilder dieses Buches ergeben ein faszinierendes Bild zur Sozialgeschichte der Erziehung

Joseph Sedlmair


Gediegene Langeweile

Vor kurzem las im Ulrichs-Haus der in München lebende Schriftsteller Hermann Lenz. Eines seiner letzten Werke trägt den Titel „Der Tintenfisch in der Garage. Es macht den Reiz einer Rezension aus, wenn der Rezensent die beschriebenen Erfahrungen eines Hermann Lenz mit sei­nen eigenen, aber heutigen vergleichen kann. In diesem Sinne hat Andreas Lo­renz versucht, diesem schwäbisch-breiten Erzähler auf die Spur zu kommen. Hermann Lenz, nicht zu verwechseln mit seinem bekannteren Schriftstellerkollegen Siegfried, war bis vor einiger Zeit nur Kennern der literarischen Szenerie be­kannt; doch spätestens seit ihm 1978 der Georg Büchner Preis der Deutschen Aka­demie für Sprache und Dichtung als Aus­zeichnung für sein gesamtes Werk verlie­hen wurde, kann sich der 66-jährige zur deutschen Schriftstellerelite zählen.

Eines seiner Druckwerke ist die 1977 ver­öffentlichte Erzählung „Der Tintenfisch in der Garage. Und so wie sich ein Tin­tenfisch in der Garage fühlen würde, so kommt sich der Germanistikstudent Lud­wig, Lenz' Hauptperson in dieser Erzäh­lung, in seiner Umgebung vor: Dieser Ludwig kann sich in der hektischen und pulsierenden Gegenwart nicht so recht wohl fühlen, und das auf Biegen und Bre­chen praktizierte Vital- und Progressiv- sein ist für ihn ein einziges Greuel. Zu­rückgezogen und unverstanden träumt er in der Vergangenheit und schafft sich eine eigene Idealwelt, bestehend aus Al­tertümlichem, Schönem und der Natur. Doch auch bei seinen Germänistik-Stu­dien kommt er gehörig ins Schleudern:. Seinen Kommilitonen dient die Literatur einzig und allein dazu, die Gesellschaft

zu verändern und zu verbessern. Nur wenn sie die destruktiven Tendenzen der Konsumgesellschaft bloßlegt, hat die Li­teratur eine Berechtigung. Mit dieser Verintellektualisierung kann sich Ludwig jedoch ganz und gar nicht identifizieren, denn er sucht im „Schriftgut" vor allem das Menschliche, die Poetisierung des Daseins.

In dieser Phase spielt ihm das Schicksal ein Mädchen zu, für ihn ein Mensch, mit dem er sich zu verstehen glaubt. Doch dies erweist sich als Irrtum, das Mädchen entpuppt sich als Gaunerin, verläßt ihn aber erst, als sie seine naive Traumwelt, die er als besseren Teil des Lebens wähn­te, tüchtig demoliert hat.

Dieses Buch liest sich teilweise wie eine Kriegserklärung an das auf Teufel komm raus betriebene Jung- und Agressivsein, es ist jedoch auch Lenz' eindeutige Stellung­nahme zur Funktion der Literatur, denn nichts will der Autor mit seinem Buch weniger als die Welt samt ihrer Gesell­schaft verändern. Nicht ohne Absicht ver­lief sich Lenz oft in Banalitäten, so z.B. wenn er feststellt, daß mit nackten Füßen ein Gaspedal besser in den Griff zu be­kommen ist als mit beschuhten.

Jedoch ist Lenz' Problem mein Problem nicht, denn erstens kann ich es als solches nicht erkennen und zweitens wird nun auch etwas dick aufgetragen, wenn von Umfunktionierung des Menschen auf der Universität gesprochen wird.

Rundum: ein Buch, das recht nett zu le­sen ist; aber das wars dann auch schon.

Andreas Lorenz

Lenz, Hermann, Der Tintenfisch in der Garage, Insel-Verlag, Frankfurt/Main, 139 Seiten, DM 18,—


musik 

Ein folgenschwerer Rückfall

Finalpresto für die Dröhnland-Symphonie in drei Sätzen

1. Satz-Adagio-Allegro

Samstag, der 7. April 1979 — 17.45 Uhr. Im Schneeregen kommen wir vor der Sporthalle, dem voraussichtlichen Aus­tragungsort von Udo Lindenbergs

„Dröhnland-Symphonie", an. Schon lan­ge vor der Erstaufführung schlug das

„Rockmusikereignis ersten Ranges", zu­mindest was seine Publizierung in den Massenmedien betrifft, hohe Wellen. — Inszenierung: Peter Zadek, phantasie­reichster aber auch umstrittenster Re­gisseur des deutschen Theaters. Produk­tionskosten: 1,3 Mill. Mark. Im Pro­gramm: Namen wie Alt-Rocker Eric Kur­don, die Rockladies 4. Tk-sampson und

U. Meinecke, sowie zur optischen Berei­cherung Tänzer, Ballett, Pantomime, Artisten, Video-Filme und Laterna-Magica Effekte. Die ersten 15 Konzerte wurden von 91.000 Zuschauern besucht und selbst die Presse ließ sich zu ausführlichen und engagierten Rezensionen hinreißen. Ab 23. März sollten dann nochmals 93.000 Fans in 18 deutschen Städten die Möglichkeit haben, „das totale Rockthea­ter, welches neue Dimensionen aufreißt", zu sehen und zu hören. Augsburg lag im 2. Durchlauf als Tourneestation No. 15 an viertletzter Stelle.

2. Satz-Andante

Schon geraume Zeit vor der Aufführung in der Sporthalle hatte die Lindenberg- Show dem Veranstalter, Konzertbüro Uebelherr, einiges an Vorbereitungen ge­kostet. So mußte z.B. vom nahe gelege­nen Trafohäuschen ein extra Kabel zur Halle gelegt werden, um die geforderte Stromstärke zu gewährleisten; eine be­sonders große Bühne, 18 x 12 m, mit zwei Podesten ä 3x3 m, plus einer kleinen Vorbühne mußte errichtet werden. —

Am Samstagvormittag treffen dann drei Sattelschlepper der engl. Firma Shirley Trucking Co., sowie zwei deutsche LKW's mit Lindengergscher Anlage und 16 Mann starker Crew ein. Die Sporthallenbühne wird für gut befunden und zusammen mit 10 Helfern beginnt der Aufbau der mon­strösen Anlage. Um sich von der Bühne ein wirkliches Bild machen zu können, muß folgendes angeführt werden: Sie ist durch drei diagonal verlaufende Lichttra­versen in drei Teile geteilt. Vorhänge, Treppen, sowie eine hinten aufgespannte Leinwand kur Projezierung von Dias und Filmen geben ihr neben den rechts und links aufgebauten P.A. Boxen eine thea­terähnliche Ausstrahlung.

3. Satz: Finalpresto

17.50 — wir betreten die Halle. Stolz und breit thront vor uns die Bühne, an der noch die letzten Handgriffe vorgenom­men werden. 18.00 — Auf der vordersten Scheinwerferkette, die in sieben Meter Höhe über der Bühne schwebt und von zwei rechts und links aufgestellten Stahl­gestellen, die ähnlich Flaschenzügen funktionieren, gehalten wird, balanciert waghalsig ein Techniker und justiert die schwenkbaren Scheinwerfer.

18.04 Aus der Balance gekommen, ver­liert der Techniker völlig das Gleichge­wicht; die Traverse kommt ins Schwan­ken. Die unten auf der Bühne arbeitenden Techniker rennen und wollen retten, was noch zu retten ist, aber der Schrei des Chefroadies „Runter von der Bühne" hält

sie davon ab. Der auf der Scheinwerfer­kette befindliche Techniker fällt nach hinten weg, die Stahlfüße knicken wie Zündhölzer und stürzen auf die bereits fertig aufgebaute Anlage. Noch im Sturz reißen sie, ausgelöst durch ein unter der P.A. Anlage verlegtes Kabel, die linke Sei­te der dort aufgetürmten Boxen mit sich.

18.10 — Nachspiel — 1. Aufzug

Udos Panikorchester trifft ein. — Nach­dem sich die erste Aufregung wieder ge­legt hat, werden der Panik-Chef, der Ver­anstalter, der Tourneeleiter, die Musiker u.s.w. in Kenntnis gesetzt. Es dauert nicht lange, schon taucht die Frage auf: Was war die Ursache, wer hatte Schuld? Zwei­felsohne eine wichtige Frage, denn wer wird für den entstandenen Sachschaden, die Unkosten etc. aufkommen? — „Du siehst doch, es lag am Bühnenboden. Hin­ten sind die ganzen Boxen aufgebaut, d.h. da ist das Hauptgewicht und vorne am Bühnenrand entstehen dadurch Höhenun­terschiede von mindestens 5 cm zwischen den einzelnen Brettern", so I. Thompson, Udos Sängerin und G. Gloming, der Alt- Tenorsaxophonist. P. Vincent, der Gi­tarrist, ist dagegen völlig anderer Ansicht: „Das, was die Ingeborg meint, kann wirk­lich nicht die Ursache gewesen sein, denn

a) wurde die Bühne durch den Aufbaube­ginn als akzeptabel anerkannt und b) ha­ben wir während dieser Tournee schon auf ganz anderen, wirklich gefährlichen Bühnen gespielt." I. Thompson: „An der Anlage selber kann's auch nicht gelegen haben, die wurde ja erst in Berlin vorn TÜV überprüft." — In sich dauernd ver­ändernden Grüppchen stehen und sitzen die in der Halle Anwesenden und erörtern immer wieder ein und dieselbe Frage, ver­suchen eine Rekonstruktion des Vorfalls. Bereits seit 18.30 werden mit Hilfe von Bayern 3 und der Polizei die Konzertbe­sucher über den Ausfall des Konzertes in­formiert, wird der Verkehr der ankom­menden Zuschauer geregelt. 19.50 — wir verlassen die Halle. Was hatte sich aber zwischenzeitlich noch ereignet? Ein• rasch formierter „Augsburg via Dröhn­land Krisenstab" bemühte sich um eine weitere Abwicklung; ein Nachholtermin für das ausgefallene Konzert wurde in Be­tracht gezogen.

Nachspiel — 2. Aufzug

Dienstag, der 10. April 1979

Am Nachmittag steht ein Termin bei der Stadtverwaltung auf dem Programm. — Thema: Endgültige Klärung der Sicher­heitsfrage. — Ist eine risikolose Durch­führung möglich? Ein Statiker soll bei einer eventuellen Wiederholung das frag­liche Scheinwerfergerüst vor Beginn von A—Z überprüfen. — Das Ordnungsamt steht einer nochmaligen Aufführung posi­tiv gegenüber und U. Lindenberg hat sich bereit erklärt, seine Show am morgigen Mittwoch durchzuziehen. Mit dem Veran­stalter sehen 2500 Fans dem nächsten Tag erwartungs- und hoffnungsvoll entge­gen. Der Auftrag, wieder eine Bühne zu errichten, wird noch am Abend an eine Würzburger Firma vergeben.

Nachspiel — 3. Aufzug — Ende

Aus die Maus! — Die Auflagen zur Lösung der Sicherheitsfrage konnten in so kurzer Zeit nicht gelöst werden. Eine Alternative für das bisherige Gerüst war nicht zu be­schaffen. Ohne Lichtshow aufzutreten, das hätte die Stadt genehmigt, aber dann wäre auch aus der Dröhnland-Symphonie der Dampf 'rausgewesen, so Hr. Übelherr. Ein späterer Nachholtermin ist nicht mög­lich, da die Truppe nach Beendigung der Tournee wieder auseinandergeht. Die ge­kauften Karten werden von den Vorver­kaufsstellen anstandslos zurückgenommen und auch die Schadensfrage wurde gelöst: Der Tourneeveranstalter, Lippmann und Rau, wird die entstandenen Kosten tra­gen.

Das Schlußwort: Die Konsequenz

Der Vorfall dürfte starke Einschränkun­gen, wenn nicht sogar ein striktes „Aus" für Veranstaltungen dieser Art in der Sporthalle haben. Schade, denn durch die erst kürzlich dort eingebaute Notbeleuch­tung hatte Augsburg wieder eine Halle der entsprechenden Größenordnung. — Wie auch immer die noch ausstehende endgül­tige Entscheidung ausfällt; zurecht wird der Ruf nach festen Hallen für die afa­Ausstellung laut. Hallen, mit einem Fas­sungsvermögen von 2-3000 Personen, in denen dann unterm Jahr Musikveranstal­tungen für Jugendliche, wie in jeder ande­ren Stadt auch, durchgeführt werden können. Das Publikum, so hat es die dies­jährige Frühjahrssaison bewiesen, ist da und auch Anfragen von großen Gruppen wie Santana und Frank Zappa liegen seit längerem vor! Es ist also nun Sache der Stadt, in dieser Angelegenheit eine end­gültige und vor allen Dingen baldige Lö­sung herbeizuführen.


Tourneen

1.5. Mother's Finest, München, Circus Krone

3.5. Kate Bush, München, Circus Krone 3.5. Milva, München, Deutsches Museum 3.5. Planxty, München, Schwabinger

Bräu

4.5. Ted Nugent, München, Circus Krone 6.5. Hollies, Augsburg, Kongreßhalle 7.-9.5. Manfred Mann's Earthband/Luci‑

fer's Friend, München, Circus Krone 8.5. Link Wray, München, R igan Club 10.5. Doldinger's Passport, Augsburg, Bar‑

barasaal

10.5. Ougenweide, München, Circus Krone 10.5. No Dice, München, Schwabinger

Bräu

11.5. Supermax, München, Schwabinger

Bräu

11.5. M. Marceau, Augsburg, Kongreßhalle 11.-13.5. Münchner Liedertage u.a. mit

Da nzer, Moustaki, Wecker, Weder, München, Circus Krone

12.5. Aerosmith, München, Circus Krone 15.5. John Mayall, München, Schwabinger Bräu

15.5. Thin Lizzy, München, Circus Krone 16.5. E. Furey/Finbar, München, Schwa­binger Bräu

16.5. Jan Dury & The Blockheads, Mün­chen, Circus Krone

16.5. Titi-Winterstein-Quintett, Augsburg, Kreßlesmühle

20.5. R. Claydermann, München, Circus Krone

21.5. Jim Capaldi, München, Schwabinger Bräu

22.5. Frankie Miller, München, Schwabin­ger Bräu

22.5. Helen Schneidär, München, Deut­sches Museum

24.5. Aera, München, Schwabinger Bräu 25.5. AC/DC, München, Circus Krone 26.5. Red Baron, München, Schwabinger Bräu

29.5. Dire Straits, München, Circus Krone 31.5. La Tete Ailleurs, Augsburg, Kreßles­mühle

Beginn der Veranstaltungen um 20 Uhr. Alle Angaben jedoch ohne Gewähr!



»Zeit ist nur ein Teil von uns«

Thomas Hammerl


Ein Mann mit Eigenschaften

Zu den seltenen Musikereignissen, an de­nen auch oder gerade die Mittzwanziger ihre Freude haben, gesellte sich Mitte März eine Aufführung, deren Show- und Action- Charakter nur mit den Life-Gastspielen der 60er Jahre vergleichbar ist. Wolfgang Am­bros, der 27jährige Wiener, bis jetzt eher bekannt durch seine melancholischen Dia­lektlieder und einem, zumindest nicht ungeteilt Beifall findenden Auftritt in ei­nem mittelmäßigen Fernsehspiel ("Fehl­schuß"), überraschte in Augsburg mit ei­nem hörenswerten Rockkonzert. In dem beinahe 2stündigen Vortrag zeigte er sich als wandlungsfähiger Sänger, dessen Repertoire von gefühlsvollen Bob-Dylan-Inter­pretationen (nicht Kopien!) bis zum häm­mernden Disco-Sound reicht. Unterstützt wurde er dabei von einer excellenten Band, in der besonders Leadgitarrist Gerd Koller durch seine harmonischen Soli gefiel. An­ders als beim Münchner Konstantin Wek­ker, in dessen Texten massive Kritik an un­serer Gesellschaft laut wird, singt W. Am­bros über sehr persönliche Probleme und Gefühlsimpressionen. Trotzdem, für viele (leider) gerade deshalb, begeisterte er die Besucher der fast ausverkauften Kongreß‑W. Ambros ist das fast Unmögliche gelun­gen; B. Dylan's Lieder gekonnt in's Deut­sche bzw. Österreichische zu übertragen. 37


Kein Heute ohne Gestern

Joe Viera Sextett — featuring Gerhard La- her — Live

Kontraste: Boogie Stop Shuffle / Blues for Africa / Ballad Medley / Song for my father / Monk's Mood / Stompy Jones. -Personals: Joe Viera (ts), Martin Schrack (p), Jochen Rose (tp,fh), Hans Claus (dl, Detlev Beier (b), Axel Prasuhn (bs, fl, as, voc), Gerhard Laber (congas, percl. Aufgenommen am 25.6.78 in Dingolfing. CAL 30619 (Calig-Verlag GmbH,

8000 München 19, Renatastralle 711. Joe Viera hat durch seine Aktivitäten in Sachen Jazz (Dozenturen für das Fach Jazz an verschiedenen deutschen Hochschulen, Leiter der Burghauser Jazzkurse, Mitwirkung bei der Edition „Jazz univer­sal") gerade im süddeutschen Raum ver­stärkt zu dessen Etablierung beigetragen. Man mag über die „Verschulungstenden­zen" im Jazz denken wie man will, allein dieser Weg aber scheint die Gewähr dafür zu bieten, daß Zuschüsse fließen, ein Kul­tusminister sich gar persönlich zu einer Sache wie Jazz äußert — so geschehen bei der Eröffnung der 10. Burghauser Jazz­wochen — daß eine „Provinz"-Stadt (be­sagtes Burghausen) sich aktiv an der Ein­richtung eines Musikzentrums für zeit­genössische Musik beteiligt, daß Jazz Be­standteil von Musiklehrplänen wird. Viera ist aber nicht nur ein angestrengter

„Theoretiker" und Organisator des Jazz, sondern — wie die vorliegende Live-Auf­nahme beweist — ein aktiver, gruppenbil­dender Musiker. „Kontraste", so heißt die neue Platte des „Joe Viera Sextetts", das seit 1976 besteht. Programmatik der Gruppe: „in verschiedenen Besetzungen eine ungewöhnliche Vielfalt von Spielwei­sen innerhalb des Jazz zu verwirklichen. So reicht die Musik des Ensembles von Stücken Duke Ellingtons ... bis zum Free Jazz". (Auszug Cover-Text) Ist es gelun­gen? Das ist die Frage, die hier zuerst zu beantworten ist.

Mit einem Thema von Charles Mingus werden die 40er Jahre, die Zeit des Bepop präsent gemacht; eine Eigenkomposition von Viera ist zeitbezogen kaum einzuord­nen und stellt den, vergleichsweisen, individuellsten Gruppenbeitrag dar. Auf der Rückseite der Platte findet man ein cool- gestimmtes Thema-Arrangement dreier bluesbetonter Stücke („Polka Dots and Moonbeams", „Georgia an my mind'',

„Sweet and lovely"); mit „Song for my father" von Horace Silver kommt einer der großen Komponisten des Jazz zu Wort; mit Thelonius Monks „Monk's Mood" wird die Periode des Jazz-Piano nach der Tristano-Ära hörbar gemacht, der bis heute nachwirkende harmonisch freieste Beitrag des Pianospiels. Mit Ellingtons swingendem und jumpenden „Stompy Jones" schließt die Platte.

Das Stil- und Titelangebot, soviel läßt sich sagen — sieht man einmal von dem etwas zu kurz geratenen Free Jazz-Angebot ab — zeigt sich als Mainstream abdecken­des Angebot.

Nun zur Beurteilung des Gebotenen.

„Übung macht den Meister" — mag sein. Aber genau dieses, das Geübte, sticht überall durch. Musikalischer Fleiß, der nur stück- und stellenweise, so in „Blues for Africa", den konventionellen Rahmen des Einstudierten sprengt. Hier ist beson­ders Martin Schrank am Piano zu nennen, der gern und oft, so im „Song for my father", „Blues for Africa" und in Monks Solostück für Piano „Monk's Mood", eigenwillige und hörenswerte Akzente setzt (man beachte sein Solo in „Song for my father"!). Im Ganzen der Stücke ste­hen Arrangiertes und Improvisiertes in einem deutlichen Mißverhältnis zugunsten des ersteren. Bass und Schlagzeug, weitere Indizien für die etwas konventionelle

Machart, verlassen nur selten das rhythmi­sche „Abstellgleis" (so in „Blues for Afri­ca"). Daß Axel Prasuhn einer der „vielsei­tigsten deutschen Jazzsänger" (Auszug

Cover-Text) ist, weiß man bestenfalls seit seinem „Aushilfs"-Statement bei den 10. Burghauser Jazz-Wochen. Auf der Platte schwimmt seine Stimme in einem effekt­vollen Hall-Arrangement. Auflockernd wirken die polyphonen Percussions­Rhythmen Gerhard Labers. Diese als mu­sikalische Reminiszens gedachten Klänge an einen Afrika-Aufenthalt der Gruppe durch das Goethe-Institut bleiben etwas verstreut oder am einzelnen Stückanfang resp. -Ende festgemacht. Es beweist aber auch einmal mehr, wie schwierig es ist, verschiedene rhythmische Traditionen der Musik miteinander zu verbinden. Jochen Rose bläst ein einfühlsames Horn — deutlich z.B. in seiner Interpretation von „Georgia an my Mind".

Abschließend ist zu bemerken: Die Aus­wahl der Stücke kommt dem latent vor­handenen Hang zum Konzertanten als

„Darbietung" entgegen. Ein Überarrange­ment verhindert viel Spontaneität, was sich u.a. auch in gedämpften Publikums­reaktionen niederschlägt, und begünstigt die schulisch ausgebildeten Musiker in ihrem partiturhaften Spiel.

Arthur Müller



Ein Ganz-Ton-Abend

Zum Jazz-Konzert mit dem Chet-Baker­-Quartet im Augsburger Jazz-House

Die "amtliche" Legende

„Schon zu Lebzeiten ist er zu einer Le­gende geworden: der so lyrisch, ästhetisch und bewegend spielende Trompeter Chet Baker". So stand es und jeder konnte es lesen, im offiziellen Jazz-Organ der BRD, dem „Jazz-Podium"; seither verkündet es jedes Blatt und jeder Zeitungssmok führt es im Munde: Cool-Jazz ist wieder ge­fragt. Und es ist ganz gewiß, daß Chet Ba­kers Comeback in Europa einiges dazu beigetragen hat.

Seit Mitte Oktober gastiert nämlich das einstige Mulligan-Orchester-Mitglied in halb Europa. Seit Oktober auch gab es Ärger für Chet: Jeff Brillinger, der Schlag­zeuger, war kurzfristig ausgestiegen; kurz­fristig verschwand auch Phil Markowitz, der Pianist; auch der Bassist Scot Lee hatte keine Lust mehr — sie waren, so war zu hören, in die Staaten zurückgekehrt. Die Suche nach neuen Leuten bescherte zuerst einmal ein musikalisches Fiasko — so geschehen, im Amerika-Haus München bei einem Gastspiel. Frau „Immergrün" aus Tuttlingen, das Gabi-K leinschmidt­Management, versuchte zwar alle entste­henden personellen Ausfälle zu ersetzen; aber es gelang nicht immer so recht — und so verwundert es kaum, daß auf der An­kündigung für das Baker-Konzert in Augs­burg ein japanischer Schlagzeuger mit Na­men Makaya Ntsoko angekündigt war, der aber gebürtig Südafrikaner ist und dann auch gar nicht anwesend war.

In Burghausen nun, bei den zehnten Jazz- Wochen, abgehetzt und völlig überreizt, absolvierte er, entschieden deplaziert nach (!) dem überaus rhythmischen Elvin Jones und seiner „Jazz-Machine", das Schlußkonzert; man hatte sich nach Österreich verfahren und traf deshalb erst um halbelf ein. Auf diese Weise wird man allerdings schnell vom Repräsentanten des

Cool-Jazz zum launischen Sideman. Und so liefert langsam jeder Auftritt dem fast 50-jährigen Baker den Beweis der These: „Legende" zu heißen ist leicht, „Legen­de" zu sein und zu bleiben ist schwer;

denn die Idee, auch die musikalische, bla­miert sich noch immer, wo sie von dem Interesse unterschieden war (Karl Marx). Einem lückenlosen Tournee-Plan fallen so leicht neue Stücke zum Opfer. Das ist schade!

The Coolsters und Cool-Jazz

Die Besetzung des Quartetts in Augsburg: Phil Markowitz am Piano; der neue Bas­sist aus Frankreich hieß Jean-Luis Rassin­fosse und unerkannt und unbekannt am Schlagzeug ein bescheidener Mann mit dunklem Teint. Die Besetzung des Lo­kals: Frau „Neckermann" und Herr

„Doktor" waren auch da. In dem soeben erschienenen Jazz-Buch von A. Polillo,

„Jazz — Geschichte und Persönlichkeiten der afro-amerikanischen Musik", lautet der Schlußsatz zum Thema„Cool-Jazz": „Die von den Cool Jazz-Leuten angezeig­te Richtung wurde nur von John Lewis und seinem Modern Jazz Quartett ver­folgt. Dieses Quartett sollte viele Jahre lang weiterhin feierliche, friedliche und

„achtbare" Musik spielen, zum Entzücken des konservativen Publikums und der eli­tären Konzertbesucher der Alten Welt, für die der Jazz um so akzeptabler wird, je mehr er versucht, der europäischen klassischen Musik zu ähneln." Dem ist, was die Besucher und ihr Jazz-Verständ­nis anbelangt, nichts hinzuzufügen. Musikalisch ist zu sagen: Die „Down Beat"-Siege Bakers in den 50er Jahren sind vorbei. In tausenderlei Schwierig­keiten verstrickt, steht er seit 10 Jahren erstmals wieder in Europa auf der sühne — „clean", wie es in der Sprache der Süchtigen heißt, aber körperlich gezeich­net. Neue musikalische Tendenzen kon­kurrieren heute mit alten; auch Pop ist wieder, und vor allem gefragt.

Die Musik Bakers an diesem Abend ließ nur Vergangenheit zu: „West Coast Jazz" lag im Raum. Chet scatete und sang so, daß alle alten Urteile vom Rang der Stimme im Verein mit Instrumenten ihre Widerlegung fanden:

Nicht mehr zu unterscheiden war die Tongebung auf der kornettartigen Trom­pete vom Gesang, nur der Tonumfang in seinen Ganz-Ton-Reihen markierte instru­mental die Stimmung des Abends abwei­chend vom sehr melodiösen melancho­lisch wirkenden Vokal. Mit diesen leich­ten, besser leicht anmutenden, fast po­saunenartigen, überlappten Tonfolgen

auf der Trompete bekommt sein Spiet je­ne sehnsüchtige, eben coole Harmonie. Es ist immer wieder faszinierend zu se­hen, wie Baker es trotz seiner schmächti­gen Figur schafft, mit so sauberer und voller Art in höchst eigenwilligen Phrasierungen zu blasen.

Phil Markowitz kann mehr als er zeigen darf; Baker hält ihn et­was kurz; das ist schade, denn der etwas groß geratene schlaksige Amerikaner mit den linkischen Bewegungen hat, was Baker abgeht: Arrangement-Talent. Ohne Markowitz würde sich das ganze Pro­gramm im Kreise drehen. Der Rhythmus- Part, besonders am Schlagzeug, war den Möglichkeiten der Improvisation kaum gewachsen, dafür aber erfreulich rhyth­misch und manchmal fast so drängend und aufregend, wie man es vom Brubeck­Schlagzeuger Joe Dodge her kennt, der bekanntlich dem Schönberg-Schüler erst zeigen mußte, was Rhythmus ist.

Arthur Müller



Konzert-Quiz

Nach den Scorpions-Unterschriften im Mo­nat Mai, gibt es diesmal gleich Autogram­me von zwei Gruppen/Künstlern, die in der letzten Zeit bei uns zu Gast waren, zu gewinnen. Ihre Namen: Wolfgang Ambros und Marek & Vacek.

Wer ein Autogramm von diesen Künstlern gewinnen will, muß folgende Fragen rich­tig beantworten:

W. Ambros: Wie heißt der engl. Origi­naltitel von W. Ambros aktueller Single "I bin's net" und von wem wurde diese Nummer komponiert?

Marek & Vacek: Wie heißen Marek & Vacek mit bürgerlichem Namen und wie lautet der Titel ihrer aktuellen Langspiel­platte?

Eine Postkarte mit der richtigen Lösung an: LUEGI NSLAND, Hermanstr. 3, 8900 Augs­burg — Kennwort: Konzertquiz Monat Juni

TH


theater

Ibsens Wildente- ein toter Vogel

Zu der „Wildenten"-Aufführung im Augs­burger Stadttheater

Der Vogel haust unterm Dach, hinter der Tür — verdeckt, versteckt, weggeräumt, gut aufgehoben im Oberstübchen, mitten im Kopf, aber doch dort, wo er nicht stört. Ibsens Wildente, ein Symbol so rich­tig zum Anlangen — waidwund geschos­sen, aus dem Wasser, dem 'Meeres tief­stem Grund', gezogen, etwas flügellahm

— und alles im Augsburger Stadttheater. Die Parabel ist einfach, glatt klassisch: Der Herr kommt über das ihm diensttuen­de Weib, der Bauer über die Magd, der Gockel über die Hennen, der Konsul über sein Dienstmädchen. Und da er der Herr Konsul ist, der ehrenwerte Bürger, ver­schafft er Magd und dem Kind 'der Sünde' Behausung, Fassade ärmlich versuchter Bürgerlichkeit, wozu er auch noch den Ehemann und offiziellen Vater liefert.

Die bürgerliche Scheinmoral in Reinkultur. Das Wegräumen, Aufräumen des uner­wünschten Produktes heimlicher sexueller Aktivität — zentral vor hundert Jahren, zerkaut seit hundert Jahren, zerbissen.

So bleibt der Staub an dieser Wildente das einzige, was zwischen den Zähnen hängen bleibt. Das Fleisch ist von dem Vogel längst herunter.

Die Fassade dieser ärmlich versuchten bür­gerlichen Behausung zu demontieren, be­tätigt sich als Gegenstück des Konsuls, des­sen Sohn, ein blonder Mephisto der 'stets das Gute will, und doch das Bö­se schafft'. Mit der penetranten Blindheit eines seelenrettenden Sektenverkäufers in der Fußgängerzone bedrängt er seinen

Freund, der sich in seiner Fassadenwelt recht wohlig eingerichtet hat, mit einer irgendwie gearteten 'idealen Forderung' der wahren und wahrhaftigen Lebensfüh­rung, wobei dieser so herrlich eindeutige und klare Begriff so stehen bleibt, plan und platt.

Der Vogel haust unterm Dach, hinter verschlossener Tür, zu der eine raumfül­lende Treppe hinaufführt, breit und ble­chern federnd. Nicht nur optisch im Mit­telpunkt, auch von der Aktion her, der Be­wegung auf der Bühne. Der Dialog ist ge­rafft, die Szenenfolge Schlag auf Schlag. Das Stichwort steckt noch halb im Mund, da steht der Mann schon in der Tür. Die Akteure haben sich im Eiltempo zu bewe‑gen, rasen treppauf, treppab, gesprengte Hühner auf der Hühnerleiter
die 'Weibspersonen' gleich gar. Mutter und Kind des Anstoßes — hüpfen auf­gescheucht zwischen der agierenden Männ­lichkeit hin und her. ihre dick zur Schau getragene Unterwürfigkeit und Dienstlei­stungsmentalität wirkt aufgesetzt — ein et­was dürftiger Versuch, das patriarchalische Element dieser verlogenen Gesellschaft noch einmal besonders zu betonen. So bleibt die Wildente nicht der einzige Vogel in dieser Inszenierung: Die Akteure flattern flügelschlagend durch den Hühner­stall, gackernd über ein längst gelegtes Ei. Trotz der sichtbaren hektischen Hin- und Herbewegung bleibt das Ganze eher ruhig, gemächlich. Nachdem auch der langsam­ste Zuschauer recht schnell die Konstella­tion des Stückes durchschaut und den Rest der Aufführung darauf wartet, daß 'die da oben' auch endlich dahinter kom­men, ist eben die Luft schnell raus. Was bleibt, ist das große Gähnen — und die Frage: Wozu eigentlich?

Der arme Vogel, vor hundert Jahren schon angeschossen, von derbem Hundekiefer aus des 'Meeres tiefstem Grunde' an die Ober­fläche gezerrt, wäre besser ausgestopft in der Vitrine geblieben.

Ihm ist kein Leben mehr einzuhauchen — auch nicht mit aufgeregtem Flügelschla­gen und künstlich erzeugter Bewegung, die den letalen Zustand des Patienten nicht länger verheimlichen kann.

Rudolf Lang



film


VORSCHAU

Lueginsiand stellt eine Auswahl guter Fil­me vor, die demnächst in den Kinos lau­fen. Weitere Film-Termine sind im Ver­anstaltungskalender enthalten,

Moliere

Regie: Ariane Mnouchkine

Das wildbewegte Portrait eines Mannes und seines Jahrhunderts.

Spielzeit: 4., 5. und 6. Mai 1979

Spielort: Komödie

The Pom, Pom Girls (Mach mich nicht an)

Regie: Josef Ruhen

mit Robert Carradine, Jennifer Ashley In Farbe und englischer Sprache

Ein treffendes Bild der „Young generation" Zwischen Schule, Sport, Sex und Unsinn, Spielzeit: 3. Mai 1979, 20.00 Uhr

Spielart: Ofa Studio im Emelka

Das Brot der Frühen Jahre

Regie: Herbert Vesely

mit Christian Doermer, Vera Tschechova und viele andere.

Nach dem Roman von Heinrich Böll. Ein junger Elektromonteur, mit der Tochter seines Chefs verlobt, bricht aus dem All­tagsleben aus, als er ein Mädchen aus sei­nem I leiniatdorf wiederfindet.

Spielzeit: 14. Mai 1979, 20,00 Uhr Spielort: Komödie

Ab 16 Jahre

Sie sind frei, Dr. Korczak

Das Schicksal des polnisch-jüdischen Arztes und Pädagogen Dr. Janus Korczak, der 1942 mit den ihm anvertrauten Kin­dern des jüdischen Waisenhauses in den Tod ging. Mit Zustandsbildern aus dem Warschauer Jugendghetto verbundenes unpathetisches Plädoyer für den Wert des einzelnen Menschen und wider den Wahn­witz rassistischen Denkens.

Spielzeit: 15. Mai 1979, 19.00 Uhr Spielort: Die Klappe, Haus St. Ulrich, Kappelberg 1

Der Holzschuhbaunn

Regie: Ermanno qhni

mit Luigi Ornaghi, Francesca Moriggi u.v,a. Ein großer Bauernhof in der Lombardei gegen Ende des letzten Jahrhunderts: Auf engstem Raum leben dorf fünf kinderrei­che Familien. Sie bearbeiten das Land und bewirtschaften das Gut des allmächtigen Feudalherren, der zwei Drittel der Ernte für sich beansprucht. Den Bauern gehört praktisch nichts, sie besitzen nur ihre Ar­beitskraft. Der Film erzählt von ihrem täglichen Leben und ihrer Arbeit, von Freuden und Leiden, von Geburt und Tod und von der Willkür des Feudal­herren, der über ihr Leben bestimmt. Spielzeit: Demnachst

Spielort: Filmpalast 2


FILM-QUIZ

Was sie über den Film wußten, hatten sie im Kino gelernt. In der „Cinematheque

Francaise", dem französischen Filmmuseum, sahen sie Tag für Tag die alten und neuen Meisterwerke des internationalen Films. Dort lernten Truffaut, Godard und Chab­rol ihr Handwerk. Diese Rebellen stellten dem solide gedrehten Fließband, das „Kino der Autoren" entgegen. Sie verstanden den Film nicht mehr als Teamwork von Spezialisten, sondern als Werk eines einzel­nen, der demGanzen seinen persönlichen Stempel aufdrückt.

Den Filmautor als schöpferische Persön­lichkeit mit allen Freiheiten und Möglich­keiten zum Experiment hatte es in dieser Form kaum gegeben. Als Forum diente den Erneuerern eine Zeitschrift, deren früh verstorbener Chefredakteur die jun­gen Talente förderte und den explosions­artigen Beginn der sogenannten „Neuen Welle" theoretisch anregte und für ihre Verbreitung sorgte.


Unsere Film-Quiz-Frage im Mai lautet:

Wie ist der Name der Zeitschrift und wie hieß der Chefredakteur?

Die richtige Antwort der Film-Quiz-Frage im April lautete: Francesco, Rossi










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